368. Warum der Schillingstadter Schulz zu spät vor Amt kömmt.
Zwei Ritter von Rosenberg waren in den Krieg gegen die Türken gezogen. Nach kurzer Zeit kam der Jüngere wieder nach Hause, gab seinen Bruder für todt aus und ließ sich von den Gemeinden des Amtes Boxberg huldigen. Als er ein Jahr regiert hatte, kehrte der Todtgesagte zurück und vertrieb ihn aus dem ungerechten [328] Besitze. Hierauf berief der Aeltere die Schulzen des Amtes miteinander nach Boxberg, erklärte die Versammelten, weil sie so voreilig und gern seinem Bruder gehuldigt, für treubrüchig und ließ sie durch den Möckmühler Scharfrichter bei der Wolfsgrube enthaupten. Der Schulz von Schillingstadt kam erst nach der Hinrichtung herbei und wurde an dem Richtplatz, wo ihn der Weg vorbeiführte, vom Scharfrichter ergriffen. Diesen wußte er aber zu gewinnen, indem er ihm die fünf Gulden versprach, welche derselbe für jeden Kopf vom Ritter erhielt, worauf er, mit Hinterlassung von Weib, Kind und Hof, in das Mainzische Dorf Wittstadt floh.
Von dieser Zeit an bis zum heutigen Tag kommt der Schillingstadter Schulz allemal zu spät, wenn die Schulzen vor Amt in Boxberg erscheinen müssen.
Abweichend wird erzählt, die Schulzen seien nach Heidelberg gegangen, um sich bei dem Pfalzgrafen über ihres Ritters Bedrückungen zu beklagen. Auf dem Hinwege hätten sie, in der Herberge zu Adelsheim, über ihr Vorhaben sich geäußert und dabei auf den Rosenberger heftig losgezogen. Eine Magd, welche zugehört, habe später, als sie auf der Burg Boxberg in Diensten stand, die Sache dort ausgeplaudert und dadurch die Hinrichtung der Schulzen veranlaßt.