2198.
Mel. Verliebter in die etc.
1.
Was ist ein wahres jünglings-herz? ein geistel, das die wunden vom merito 1 der alten schwärz curiret und entbunden, das Jesus-mäßig denkt und will, so redet, schmekt und fühlet, und in und ausser seiner K'hill, vors Lämmlein weint und spielet.
2.
Was ist das vor ein seliges und köstlichs creatürlein, des Schöpfers absicht so gemäß gemacht zum wunden-thierlein, zu Schöpfers-plan so adäquat 2, daß man den [2077] junggesellen, der achtzehn jahr gezimmert hat, sich dran weiß vorzustellen?
3.
Wahr ists, so lange Jesus Christ, der ewge Kirchen-Alte, der nun des Kirchleins Eh-mann ist, hie auf der erden wall'te, und erst nur bauer-arbeit that, dann als die zeit erschienen, gepredigt hat des Vaters rath, vom blutigen versühnen;
4.
So lange hat sichs liebe herz zum led'gen volk gehalten, und hat mit oder ohne schmerz die hütte zubehalten, und jünglingshaftig sigillirt, dabey's zu nacht und tage auf seinen ehstand meditirt, der ihm so nahe lage.
5.
Ihr led'gen brüder! denkt nur an, wie bey uns itzo eben manch zwanzigjähr'ger led'ger mann, manch dreyßiger so leben; so war Abi-ad El-gibbor, so ging sein puls, sein odem, so ging verändrung bey ihm vor, so dunstete sein brodem;
6.
So stund er auf, so legt er sich auf schlechte lager-stätte, so ward er müde, hungerig, so redt' er, wenn er redte, er sättigte sich kümmerlich, hielt haus von seinem lohne, bequemte sich wie du und ich, gebeugt zum aphedrone 3.
7.
Auch kränkelte sein hüttelein, vielleicht war er gebrechlich, er war ein junges herz, allein sein cörpergen war schwächlich; bald that ihm dis, bald jenes weh, das drükt denn auch die seele; ich will mir ihn noch mehr besehn, daß ichs euch ganz erzehle.
8.
Das Amts-geheimnißvolle glied, das alle männer tragen, daß trug er auch, der bundes-schnitt beweists in ersten tagen; die mannbarkeit blieb nicht zurük, in allem ordinairen ward er uns gleich, und stük vor stük kan man ihn so gewähren.
9.
Man weiß zuletzt kaum, wo man ist vor freude, schaam und beugen; man denkt: Ach mein Herr Jesu Christ! ists so, so ist im reigen, im Chor der jünglinge zu stehn, kein so gefährlich stükke; wir dürfen nur das Lamm besehn, so sind wir im geschikke.
10.
Ja wohl, wenn unser herze fühlt, daß der Geist cathegorisch 4 den thon in unsern herzen spielt: so wars Lamm meritorisch; es hat kein einig wort geredt, kein tröpflein schweiß geschwitzet,
[2078] es ging kein einig mal zu bett, es hat uns was genützet.
11.
Hat keinen bissen brot geschmekt, hat niemals seine hände zu seiner arbeit ausgestrekt, ob es sich dreh und wende, was man nur denken kan; kurz um, was es humano more 5 so macht, ist uns ein meritum 6 von göttlichem valore.
12.
Das machet Jesus-ähnlichkeit, in herz, gemüth und sinnen, und Jesushaft'ge jünglings-leut von aussen und von innen. Kaum ist die seele absolvirt, das ist, zugleich curiret; so wird die hütte consecrirt, und eingebalsamiret.
13.
Das ist: wenns blut vom bundes-schnitt so überhaupt geflossen, sich über iede seel und hütt, in specie ergossen; und iedes absolution von seinem bann bekommen, so hat uns Jesus schon zum lohn der wunden hingenommen.
14.
Dann ist auch das systema aus, der alten schand-ideen; da sehn wir erst, wo wir zu haus; da lernen wir verstehen, was uns die arca fœderum 7, die sich eröffnet, zeiget, und wie wir waren um und um, eh sich der fall erräuget.
15.
Wir sehen uns als jünglinge, und fühl'n uns Lammes-frauen, prädestinirt zur ewgen eh; und bis uns GOTT wird trauen; der GOTT der unser Vater ist, und Vater von dem Lamme, sind wir ein braut-herz für den Christ, nicht ohne ehe-flamme.
16.
Es fühlets bey dem abendmahl, wenn er die brust vergönnet, am meisten fühlts die gnaden-wahl, die er als Mann erkennet; er geht warhaftig in sie ein, das ist: in leib und seele, und dünstet ihr durch mark und bein, mit seinem ehe-öle.
17.
Dann thun wir einen blik hinein, doch nur ins generale 8, wozu die würd'gen glieder seyn, die uns als ein regale 9 vom Schöpfer anvertrauet sind, und bitten ums versiegeln; bis daß ers selbst für gut befindt hinwieder aufzuriegeln.
[2079] 18.
Indeßen bleibt ihm unser fleisch, kraft der balsam'schen safte aus seinem Blute, rein und keusch, ie mehr darnach die kräfte der blut'gen gnade uns durchgehn, ie mehr wird uns bey allen den theilen der sündhaften Schön' das Lamm ins auge fallen.
19.
So drükt die hütte nicht so sehr, sie wird beblut't und beugsam, kommt wo ein fleisches-regen her, so tödtets Jesu leichnam, so flucht ihm Jesu Lamms-gesicht, von welchem man copien, an unsern wahren brüdern krigt, durchs Heil'gen Geists erziehen.
20.
Wir fühlens, seine blut'ge seit macht unsre herzen saftig, und seine todtenhaftigkeit, die glieder todtenhaftig, eiß-kalt und einer leiche gleich; das schwerste phantasiren gewöhnt sich an die Jesus-leich, und lernt sich da verlieren.
21.
Wir kennen unsre schwächlichkeit, und wenige erfahrung; doch bey dem all'n ist uns nicht leid, vor unsere bewahrung; denn unsern Ältsten Jesum Christ hat aller tod durchwühlet, er weiß, wies einem kranken ist, ders hasset, was er fühlet.
22.
Er weiß das irrdene gefäß mit blute zu tingiren 10, und es so, seinem zwek gemäß, im gang zu conserviren; und wer ein treues herze hat, und schleppt sich mit der hütte, vor den ist immer guter rath aus Jesu heils-geblüte.
23.
Nun, Jünglings-Chöre, kommet dann, und bet't mit uns (beym bunde, den uns die Mutter kund gethan, der erste bundes-wunde,) mit beugung ohne gleichen an, mit hundert tausend zähren! was nutzte uns der Jünglingsplan, wenn wirs alleine wären.
24.
Wir woll'n uns denn mit leib und seel dem Jüngling Jesu weyhen, der durchs verdienst von seinem öl dem Chor gibt das gedeyhen, im herzen und im angesicht so Jesushaft zu werden; daß wer uns ins gesichte kriegt, denkt; so wars Lamm auf erden.