2184.
Mel. Allein Gott in der höh etc.
1.
Marie sieht sich im garten um, und findet ihren Herren, sie fällt Ihm um die füsse rum, Er mag sich noch so sperren, sie küsset und zerdrükket Ihm mit einem sünderhaften sinn die durchgeweinte füsse.
2.
Ey wie muß einem herzgen seyn, dems Lamms person erscheinet: ich hab mich um den seiten-schrein beynahe todt geweinet; alleine wenn das Lämmelein auf einmal vor mir stünde, mein! was gäb ich an? ich weiß nicht.
3.
Wenn das erst solte wieder seyn, daß man ihn leiblich sähe, und hätt ihn seine Creuz-Gemein einmal in solcher nähe, wer möcht in seinem hüttelein noch eine stunde länger seyn, und nicht ins seitlein fliegen.
4.
Doch ach! wenn er mich ehelich 1 und sacramentlich küsset, und fährt leibhaftig nein in mich, daß leib und seel zerfliesset, so hab ich meinen nahen Mann, so nah als man ihn haben kan, und näher als Maria.
[2064] 5.
So froh in meinem winkelein wind ich mich um die füsse von meinem Herzens-Lämmelein, die ich in demuth küsse, und mit dem theuren herz Johann leg ich mich meinem lieben Mann im geiste an sein herze.
6.
Der umgang mit dem Marter-Lamm, nach geist und seel und hütte, erquikket braut und bräutigam, wir machen gleiche schritte; von augenblik zu augenblik geleitet mich der wunden-blik in meines Mannes Seite.
Fußnoten
1 In dem heiligen Abendmahle.