2180.
Mel. Verliebter in die sündersch.
1.
Ist iemals noch ein psalmen-fest zum spielen und zum singen vor unserm Lämmelein gewest von seinen wunder-dingen; von dem unendlich tieffen plan mit seinem sünder-völklein, von allem, was er selbst gethan durchs arme zeugen-wölklein:
2.
So gläub ich, ists seit jahr und tag, daß man mit allem rechte von singe-stunden sprechen mag bey unserm Creuz-geschlechte. Aufs wenigste war mirs oft so, mein herz war hingenommen, halb träumende, und bald so froh, als wär der Heiland kommen.
3.
Ich gläube auch, er wird es wol nicht lange mehr trainiren 1: denn so ein zeitlauff, dächt ich, soll ihn ziemlich präludiren 2; zum wenigsten ist er gar nah, man spüret ihn auch näher, als mans in alten zeiten sah bey irgend einem seher.
4.
Ich seine arme creatur, sein fleisch und sein gebeine, [2059] seitdem ich das von ihm erfuhr, wo denn? in der Gemeine, beym volke, dems der Herr verleiht, dierhymata 3 zu sagen, die arrhyta 4 in vor'ger zeit, und noch vor wenig tagen.
5.
Manch seliges spiraculum 5 trifft mich mit bey dem wehen, das wir zuweilen um und um verspür'n in unsern nähen: in genere & specie 6 hat mans daheim genossen; es kömmt auch auf der grossen see zuweilen hergeflossen.
6.
Und schliesset man denn noch dabey ad majus à minori 7, so fühlet man sich in der reih des Seraphinen-Chori. Das ist der selige effect der Kirchen dichter-verve 8. Der Geist, der diesen geist erwekt, hat noch mehr in reserve 9.