2335.
Zum 4. May in Herrn-huth eod.
In voriger Melodie.
1.
Du der jungfern-seelen-schöpfer, ihrs gefässes weiser töpfer, der erfinder ihrer hütte, grund-gedanke ihrer sitte.
2.
Jungfräuliches Seiten-höhlgen, der jungfräulichkeit ihr seelgen, jungferliches ur-gemüthe,einer jungfer ihr geblüte.
3.
Da ich an dem jungfern-feste einer der geladnen gäste; o so wallet mein gemüthe gegen dieses Lamms-geblüte.
4.
Soll ich unbekannter weise, noch gestiefelt von der reise, mit ihm vor das heilge treten, und mein stoß-gebetel beten?
5.
Nun das nehm ich an mit danke, und dabey ist mein gedanke, den ich dir, selbständ'ger segen, wollt ans treue herze legen.
6.
Möchte Herrnhaags wunden-kunde jetzt in dieser abend-stunde sich von allen diesen geistern, wie sie sind, durchaus bemeistern;
7.
Daß ihr sinn des Lammssinn gleiche, und die hütte seiner leiche, sonderlich dem Seiten-Höhlgen, als der mutter aller seelgen:
8.
Daß sich jedes dieser leutgen wende zu dem blutgen seitgen, da sich alles 'raus gepikket, was mit recht ins Chor gerükket:
9.
Daß Elisa dieser tage nach ein's jeden namen frage, und ihm seinen engel sende, bis ans pförtgen seiner lende.
10.
Gott weiß, wo in einem winkel, daß das Lamm mit blut-gefünkel sich mit seiner heilgen seite übers ganze mägdlein breite.
[2236] 11.
Gerne will ich mich bequemen, mich vor diesem Chor zu schämen, und ihm herzlich abzubitten, was ich seinethalb gelitten;
12.
Wenn ich es beynah beschuldigt, dem doch selbst die wahrheit huldigt, als geburts-stadt der Marien, noch nicht roth genug zu glühen.
13.
Ich will (blutwürmleins-parole!) jeder, die ich in der hohle, werde sehen 'rum spatzieren, freuden-thränend depreciren.