2285. Auf die Einweihung des Jungfern-Hauses in Herrnhaag
1743. m. Maj.
Mel. Verliebter in die sündersch.
1.
Die beulen Gottes sind geheilt, die dorn- und ruthen-schrikke sind in der wandelung zertheilt, und so viel sonnen-blikke bedekkens Lamm mit ihrem strahl, daß, [2182] wer zum throne ziehet, nichts als die heiligen fünf maal vom speer und nägeln siehet.
2.
Daß ihn noch leute creuzigen, das hört man mit entsetzen. Vom ganzen volk der gläubigen, die seine füsse netzen mit ihren von dem sünder-schweiß noch nicht getreugten haaren, kan ihm nun so etwas mit fleiß unmöglich wiederfahren.
3.
Allein ob ihm der geissel schmerz und die verharrschte schrammen nicht durch so manches leichtes herz von neuem anzuflammen, und ob ein ungezogen kind bey mühsamem getrage ihm nicht manchmal den rükken schindt, ist eine andre frage.
4.
Gewiß, kan eine seele seyn, die Jesu herz erfreuet, so ists ein treues jungfräulein, das sein beruff nicht reuet: doch auch von allem, was man sagt, das wider Christum geil ist, schmerzt ihn nichts mehr als eine magd, der ihre krone feil ist.
5.
Von dieses tempels haus-gesind ist niemand mehr zu haben, als für den Mann, des Vaters Kind, und für des Mannes knaben; Mann! dem die jungfern köstlich seyn, (denn deine Mutter war es,) mach du aus dieser haus-gemein was ganzes und was klares.