2304.
Mel. Wie schön leuchtet der etc.
1.
Ich dichtet' gern ein feines lied zum herzbeweglichen abschied der allerliebsten gülde: hätt ich dazu ein griffelein von einem guten schreiberlein, getaucht ins blut so milde, schrieb ich wahrlich so was saftigs, wundenhaftigs, daß den psalmen strittig machte seine palmen.
2.
Das fühl ich wol, es reget sich der herz-brand ausserordentlich, ein Ephesinisch stöhnen, schiests Mütterlein den thränen-bach des pilger-lagers aufbruch nach, wo kriegt ein kind gnug thränen, das sich eilig soll bequemen abschied nehmen, und nicht gerne von ihm blieb ein stündgen ferne?
3.
Wer die theologiam kennt, die man comparativam nennt, und mißt nach dieser ellen, der kan mich leicht ins letzte fach (denn ich bleib wirklich hintennach,) der streiter Gottes stellen; ja ich kan mich untern helden gar nicht melden; doch im lieben wär ich nichts gern schuldig blieben.
4.
Drum seh ich deinem aufbruch nu, du Gottes-zeug, mit sehnen zu, und innger herz-bewegung: man sieht nicht nur die feuer-wolk, das marsch-signal bey Gottes volk, bereits in voller regung; [2204] sondern der stern von dem zeichen, Jesu leichen mit dem scheine führt dich über stok und steine.
5.
O selges trahe me post te, nach dir ist einem wirklich weh, ich wüßt kein'n ort noch stelle, wo du nicht einen hin könntst ziehn, nach Godhaab, Capo, nach Yrin, nach Mugurugampelle, deine kleine Pilger-heerde muß die erde allenthalben noch mit Lämmleins blut durchsalben.
6.
Doch ehe du noch wirklich gehst, zur Cruciat die fahn erhöhst, heb deine priester-hände, du Leib-Volk unsers Creuz-Gotts, auf, und segne noch vor deinem lauff die schul ins Lämmleins Lende. Kinder, sünder, groß und kleine sind hier seine wunden-flämmlein; wem denn? unserm bruder Lämmlein.