2340. Ehe-Fests-Lied d. 7.
Sept. in Herrnhaag 1748.
M. Die Pleura bleiben unser haus.
1.
O Du, dem wir in seinen arm hineinprædestinirt, eh sich des falles narb und harm im himmel præsentirt! wir schämen uns der gnaden-wahl, die uns gesetzt hat in die zahl der vice-männer seiner Sien, und seiner Sie copien.
2.
Die sanctio pragmatica, die's Schöpfers eh beschleußt: das ehe-pactum: Jehovah wird fleisch, sein weib wird geist; die sind uns beyde wohl bekannt, weil unser herz den ehe-stand nach Gotts unzweifentlichen rath schon angetreten hat.
3.
Wenn uns ein bruder klagete, ein ehe-sacristan, ihm komm, so oft es tagete, fast immer schwerer an sein tage-werk nach zeit-gebrauch zu schikken, weil der tempel-rauch ihm nähme seine sinnen ein, das könte möglich seyn.
4.
Wie aber eines Gotts-gemahls, ein's fräueleins vom Christ, im namen eines Principals, der ewig-vater ist, vollmächtiger agent und Mann, seins eh-respects vergessen kan, und kan sich lassen leichtsinns zeihn, das will mir gar nicht ein.
5.
Und auf die Christinnen zu komm'n, was sieht man auf einmal? man wird von ehrfurcht eingenomm'n vor ihr'm original, 1 und vor dem [2240] venerablen loos der jungfern, die auf dessen schooß empfangen, tragen und gebähr'n in entsündigten ehr'n.
6.
Ob gleich das unselige drey, die ur-gicht und ihr trieb samt der gewohnheit, mancherley nachtheiliges verüb: das ehe-volk hat das geleit der heiligen Drey-Einigkeit, und eine jede Gotts-geschwey kommt unverletzt vorbey.
7.
Aufs kopfes speculation: du bist ja lauter sünd; sprichts herze: aber Gott der sohn war ein unsündig kind; heißts weiter: kennst du die begier? die kenn ich, spricht das herz, die mir Gott nach dem fall geschärfet ein: mich meines Manns zu freun. 2
8.
Wie siehts um die gewohnheit aus, die andere natur? wir wohnen in der Mutter haus, verliehren alle spur, die nicht des Lammes schweissen zeigt, was nicht nach Jesu leiche reucht, wir kommen aus der Atmosphær des grabes Christi her.
9.
So solls seyn nach des eh-rechts summ deß, der den menschen macht, sein ganz epithalamium das war: es ist vollbracht. Der nakte Adam scheut das licht, das Lamm hängt blos und schämt sich nicht: sein's nakkend-seyns verdienstlichkeit wirds ehe-priester-kleid.
10.
Das weib des ersten manns-gebeins, kam aus sein'm herzen her; des menschen ohne sünde seins das holte ihm ein speer aus einer seiner seiten raus, und darum macht die frau vom haus das Seiten-höhlgen zum panier der bildungen von ihr.
11.
Nur erst die bibel removirt, mensch! die du täglich liest, wenn Gottes bunds-glied dich choquirt, und dirs beschwerlich ist, zu ehren die fabrik vom Christ, die aller mütter ehre ist; wir Christinnen sind ihrer froh in Pleuræ jubilo.
12.
Uns lehrt die schrift, daß Jesus Christ, der Gott und Geist von art, auch ein unläugbar manns-bild ist, weil er beschnitten ward; woran, ihr ehe-engelein, zeigt ihr ἰσάγγελοι zu seyn? sagt, schwestern, womit ihrs beweist, zu seyn mit ihm ein geist?
13.
Ach Gott! ach Herr! ach lieber Mann! dem wir sein blut gekost't, o würde [2241] von dem tage an die brüder-eh dein trost! bestünden wir nur gut bey dir, wie überselig wären wir! er ist nicht ohne eyd, der plan 3, legitimir' ihn dann.
Chor. 1.
»Wie ofte hat mein herz geweint, o du mein ander ich, wenn ich gedacht, mein ehe-freund ist ängstlich über mich.«
Chor. 2.
Chor. 1.
Chor. 2.
»Ist nicht sein wesentlicher kuß bey der communion, dafür dein härlein beben muß, ein guter anfang schon?«
Chor. 1.
»Ja wohl! inimitabler blik aus meines Mannes seiten-schrik, und der verblaßten augen paar, erschein in deiner schaar!«