1981.
Pred. Sal. 1, 17.
[1888] Choral.
Wie wenige sind die gelehrigen hörer, in welchen glänzt der morgenstern! Wie wenige suchen beym himmlischen lehrer von der gelehrsamkeit den kern!
Wer darf wol die gelehrsamkeit, wonach soviel certatim rennen, so rund und schlechtweg mühe nennen? Der Weise sagts.
Pred. 1, 17.
Chor.
Unser wissen und verstand ist mit finsterniß umhüllet, wo nicht deines Geistes hand uns mit wunden-licht erfüllet: gutes denken, gutes dichten, must zu selbst in uns verrichten.
Recit.
Das denkmaal, das der Doctor Paul den schrift-gelehrten wollen stiften: Wo sind die meister in den schriften 1: Und wenn er mit noch vollerm maul, nach seinem gegenwärtgen zwekke, mit drekke 2 de wissenschaft vergleichen thut, klingt wol nicht gut.
Chor.
Statt Jesu schmerzen und blutger müh studirt man itzt noch philosophie; und die Christianer so Christ-vergessen, sind wie die käfer auf dem ersessen. Erbarm dich, Herr!
Recit.
Ich wundre mich in wahrheit nicht, daß leute, die erst gnade haben, die gaben, dadurch man zum berühmten mann bey dem geschlechte werden kan, nicht eben ästimirn; und alle ihr verlangen führn in die solide wissenschaften, die, wenn nun wissen und erkentniß vergehn mit denken und verständniß, noth-anker sind im grund, und haften.
Das geht gar weit. So sieht sichs an auf einer seit; wir wollens auf die andre wenden. Muß denn das licht nothwendig blenden? Gibts nicht an manchen ort und enden gelegenheiten anzuwenden was von Egypti spoliis mit reinen und unschuldgen händen zu rechter zeit aus einer ek herbeybracht wird zum guten zwek. Wo steht es, daß es nöthig sey, die alte closter-barbarey von neuen wieder einzuführen, und lieber zu obbruteseiren, als ein geschikter mensch zu seyn? Ich rathe auch zum studio; schaut wie und wo:
[1889] Text.
Ein schriftgelehrter zum himmelreich gelehrt, ist gleich einem haus-vater, der aus seinem schatz altes und neues hervorbringt.
Matth. 13, 52.
Recit.
Das wär das wie: Und wo: das sehn wir hie im Seminario der creuz- und wunden-boten, das aus dem wirwarr und geträum kam in die blutge seite heim, und macht mit allen andern reyhen, die mit dem Lamme gehn, nur ein gethön. Den text dazu macht Paulus wieder: Ihr heilgen brüder! ich wünsche euch, euch durchzudrängen zun längen, zun tieffen der gelehrsamkeit, so breit die seile ausgestekt, zu einer solchen höhe, daß eure schärfste sähe sie kaum erreichen kan. Das heißt doch was gethan. Wenn ihr nun alles das erreichet, so daß euch niemand gleichet; was ist erreicht? Wenns gut geht, die confession, (nicht aus opinion, nein, aus erfahrung, die der lohn, laß seyn von achtzigjährgem fleisse und sauren cabbalisten-schweisse) daß ein gewisser Mann gewesen, ein Gott, mit namen JESUS Christ, der so verliebt gewesen ist, daß man ihn neben Gott vermißt, weil er kam bey uns einzunisten. So bald euchs sitzen bleibt, auf was für bankgen der gesessen; so dringts und treibt, hoch, tieff, lang und breit zu vergessen, da heißts: Gott lob und dank! Er war auch ein Seminariste.ἐμαθεν.
Heb. 5, 8.
Chor.
Und lebte dreyßig jahr fürwahr, arm und veracht, und ward geschlacht, und's löse-geld für uns und alle welt.
Aria.
Darum, Creuz-Seminarium! die ganze leidens-schule, des leibes marter-schaum, der seele bußkampfs-schwule, die bleiben die materie 3 in einer serie, die du erst tieff beschweigest, darnach entzükt bezeugest, ohn einge serie.
Chor.
Er helfe mir, daß ich diß zeugniß führ, und viele zu dem sinn gewinn: und dieses wort will ich hinfort, baß predigen, er mags verthädigen.
Recit.
Es wäre wol recht gut, wenn Universitäten den selgen gnaden-muth, der auf der leidens-lehr beruht, nicht könten oder wolten tödten. Das Blut war doch das einge gut der apostel und propheten.
Chor.
Und nun hält auch keine hemmkett mehr, itzt [1890] läufft das schifflein mit wind und meer der zur sühn geschlagnen wieder geheilten und nun schon überall mitgetheilten wunden des Lamms.
Aria.
Nun, Corpus evangelicum! du alte Unitas fratrum und beyder Reformirten kirchen, die ihr Lutheri lehr-grund treibt, dem Lämmlein aber unterschreibt, euch zeichnen seines rükken fürchen. O zahl! aus wahl beym wunden-maal.
Chor.
Wir sind dem Lamm verbunden all augenblik und stunden für diese Unität. Was leib und seel vermögen, das wolln wir unterlegen der heilgen Creuzes-Facul tät.
Aria.
Das lied ist aus. Nun, liebes haus! dein haus-herr ist der GOTT der götter, und deines haus-wirths heil und retter; ein ieder haus-genosse ist im heilgen seiten-wunden-schreine ein seliger Seminarist. Bleib selig, erudite grex! Sit Tibi Agnvs, Doctor, Lex et Rex.
Euren ausgang segne Gott, euren eingang gleicher massen; segn' euch euer täglich brot, segne euch das blut-auffassen; segne euch mit gnaden-pfunden, ihr theologi der wunden!