90. Auf den grossen Grenz-Prediger Johann Christoph Schwedler
1730.
Morgens von der Arbeit gehn, das ist eines Menschen Weise,
Der sich, wie der treue Schwedler, als ein Licht verzehren will:
Ihm war Tag und Nacht bequem, Gott zu Dienst, dem Herrn zum Preise;
Kürzlich ist er eingeschlafen, und liegt noch die Stunde still.
Ohne Zweifel ist der Knecht unter seiner Last erlegen,
Und der Schlaf wird lange währen, weil er eben viel gewacht.
Schlaf, du müder Arbeits-Mann! Schlaf Mit Jesu Christi Segen,
Deine Ruhe-Stunde schläget. Schlaf! du hast genug gemacht.
Wie dann: Hat sich Schwedlers Haupt endlich in den Schlaf gefunden,
Sinkt sein ausgehärtet Leben auch einmal zur Ruhe hin?
Freilich! so hat auch der Held Jesus Christus überwunden,
Er, der Arbeitsleute Schaffner, Er, der Kämpfenden Gewinn.
Treuer Zeuge! deinen Dienst werden alle Alter loben;
Und so oft die wahre Kirche ihre größten Säulen nennt;
Gal. 2.
So gedenket sie zugleich der Beweisung deiner Proben,
Die in diesen unsren Tagen wenig ihres gleichen kennt.
[247]
Wenn ein leichter Feder-Kiel Centner-Worte fassen könte,
O wie stimmt ich deinen Thaten, wahrer Lamms-Apostel! bey:
Deinem Sinn, der Lichter-loh in der Liebe Christi brennte,
Und uns zeigte: wie das Leben, Leib und Kraft zu wagen sey.
Feuer-Flammen! die ihr nie angeschlagen, ohne Zünden,
Donner Worte, die ihr alles schmettert, was ihr nur erreicht,
Wie? versinket euer Strahl: sieht man euer Licht verschwinden?
Licht, das sich den Creutzes-Feinden als ein Schrek-Comet gezeigt:
Liegt der tapfre Helden-Muth, welcher unsre Grenzen schützte?
Ist das leise Ohr geschlossen, das auf alles achtsam war?
Ist das Auge zugethan, das von Feuer-Eifer blitzte:
Will der Zungen Gluht verlöschen? Kohlen her vom Rauch-Altar!
Jes. 6.
Unerforschlicher Magnet! Wer soll Deine Züge deuten?
Joh. 12.
Fürst der Legionen Gottes, Herzog über unsern Bund,
Wer ergreifft das Creutz-Panier, wer ermahnt den Bund, zu streiten?
Meister von gelehrter Zunge! Geist des Höchsten! schweigt Dein Mund:
2 Pet. 1, 21. 2 Mos. 4, 15. 16.
Seht ein muntres Helden-Roß! Gott und die Natur sind Zeugen,
Hiob 39, 23.
Schrek ist Preiß für seine Nase, ja es reucht den fernen Streit,
[248]Schwache trägt es sanftiglich: Stolze pfleget es zu beugen:
Also trug und also kämpfte Schwedlers Glaubens-Freudigkeit.
Jesu! grosser Seelen-Mann, Deine Kirche liegt im Staube
Zu den Füssen hingestrekket, die für sie durchgraben sind:
Nim den Demuths-vollen Kuß, weil der unterthän'ge Glaube
Sich für Schwedlern zu bedanken allzu wenig Worte findt.
Zeuch dahin, du treuer Knecht! wohl bekant durch viele Siege,
Bete an den Gott der Götter, der dem Sohne zugericht't;
Sage: Herr, es ist geschehn! Millionen Deiner Züge
Bracht ich an die Menschen-Seelen, aber Alle bring ich nicht.
Knechte! die ihr hier und dar auf den Strassen Gäste ladet,
Hört ihrs? Schwedler ist zur Ruhe, dieser Knecht hat ausgedient.
Hat ihm nun der Feinde Wut, hat ihm Christi Schmach geschadet?
Fragt den Ort, wo sein Gebeine nun in sichrer Stille grünt!
Staupen-Schläge, Rad und Pfahl machen allzu viele Christen,
Darum läßts der Erb-Feind bleiben, daß er Christen martern läßt.
Dient ihr noch der Menschen-Furcht, einer von den Fleisches-Lüsten:
Wißt, daß ihr das Brod der Streiter, Christi Fleisch, mit Sunden eßt.
[249]
O ihr Wagen Israel! wollt ihr wie ein Lösch-Brand rauchen?
Wo die Räder Gluht gefangen, da schlägt auch die Flamme hin.
Ezech. 1.
Seyd ihr Helden, die der Fürst (das erwürgte Lamm) soll brauchen,
O so habt auch einen Lammes- (eines Würge-Lammes) Sinn!
Bleibt bey Ihm, so seyd ihr Eins, haltet alle Meynungs-Lappen
An die Gluht der ewgen Liebe, (diese gilt für Hof und Haus;)
Hohel. 8.
So behaltet ihr die Kraft, werdet nicht nach Schatten schnappen,
Und das Reich der Finsternissen weicht dem Licht der Wahrheit aus.
Herr der Erndte! fahre fort Tagelöhner auszustossen,
Wilst du mich zum Diener haben, Deiner Diener Lohn und Kron:
O so ist mein Glük gemacht, du nimst Kleine mit den Grossen,
Nim vorlieb mit treuem Wollen, gib mir Kraft, so hab ich Lohn!