[1631] [1677]1765.

Mel. In dulci jubilo.


1. Schon wieder auf der reis? es ist des Herrn geheiß; kan man auch was lassen, das noch zu seinem preis da oder dort kan passen, und in seinen plan? gerne wirds gethan, und er nimmts so an.

2. Er weiß schon, wie ichs mach bey einer ieden sach; mir ist alles wichtig, und ich bin vor wie nach zu gar nichts grossen tüchtig; meine liebespflicht hindert das wohl nicht, wenn nur was geschicht.

3. Ich fall mit allen hin in tief-gebeugtem sinn zu des Lämmleins füssen, die wir vor innigkeit und liebes-thränen küssen, und es sieht uns dann mit einander an als wie Einen mann.

4. Hör also auf uns, Herr! was man von dir begehr, Lämmlein, das wir lieben! und mach es uns nicht schwer, wenn wir an steinen schieben, die man dann und wann nicht gleich sprengen kan, sondern siehts so an.

Job. 20.


5. Gib acht von deinem thron auf deinen wundenlohn, der an manches denket, was du ihm alles schon in seiner zeit geschenket, seit er auf der welt deine huth bestellt, weil es dir gefällt.

6. Er dankt dir beugungsvoll; kan er nicht, wie er soll, siehst du auf den willen; das herze kennst du wohl, das kan sich vor dir stillen; er gibt sich dir dar, das ist bey ihm wahr; nimms, und nimm dirs gar.

7. Nun das ist auch wohl wahr, zuweilen hat ein jahr etwas ganz apartes, der einfalt ziemlich klar und der vernunft was hartes, doch, Gott lob und dank! das geht seinen gang.

8. Wie glüklich schätzt man sich, wenn man dein creuz und dich hat verkünd'gen können bey leuten sonderlich, die dich nicht gerne [1677] nennen; aber man probirts, und dein Geist regierts, und inzwischen rührts.

9. So lang die hütte steht, so wird das creuz erhöht; eh die lippen kalt seyn, soll uns kein stoß-gebet zu simpel und zu alt seyn, das zu Christi blut seine wallfahrt thut.

10. Ich kan nun anders nicht, nach meiner Christenpflicht, als dich kindlich bitten: Herr Christ, meines lebens licht! laß du auf allen tritten deiner wunden schein meine leuchte seyn.

11. Ich bin nun abermal gezehlet in die zahl derer, die sich wagen den bund der gnadenwahl hin übers meer zu tragen in ein solches land, wo es kaum bekannt;

12. Drum schenk mir alles das, und zwar im reichen maaß, was dazu gehöret; ich weiß, es kost't dich was, wenn man nicht viel begehret; und wer nur viel will, der krigt alle füll.

13. Itzt kan ich weiter nicht, weil mir das herze bricht; Lämmlein! du verzeihest; ich weiß doch, wenns geschicht, daß du mir kraft verleyhest, daß ich mein herz faß, und die brüder-gaß williglich verlaß.

14. Ach aber siehe du hernachmals selber zu, Fürst der kleinen heerde! daß in denselben nu dir nichts verdorben werde, wenn die creuzes-fahn vor dem ocean nicht zusammen kan.

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TextGrid Repository (2012). Zinzendorf, Erdmuthe Dorothea von. Gedichte. Geistliche Lieder. 1765. Schon wieder auf der reis. 1765. Schon wieder auf der reis. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-B3F8-2