[460] [746]812.
Mel. 32.
1. Was liebst du grosser Seelen-Mann? was ist das dich vergnügen kan? was reizet deine liebs-begier? was stellst du deinem herzen für? Du, der du heilig, groß und mächtig bist, und dessen Name selbst ein wunder ist.
2. Die antwort ohne weiten schluß erfolgt, daß man sich beugen muß; ich liebe, heißts, o sünder, dich, so schlecht du bist, vergnügst du mich; bin ich gleich mächtig, herrlich, reich und groß, und du gleich arm und elend, nakt und bloß.
3. O wie erstaunet unser geist, wenns so in unserm herzen heist, wenn wir, nachdem wir uns erkant, und was du bist und wirst genant, uns gleichwol sehn in deinem bunde stehn, wir solten wol vor beugung fast zergehn.
4. Gewis der ganze muth und sinn sinkt iezt vor deinem scepter hin; den rühren wir in demut an, was hast du nicht an uns gethan? die hütte, da du wohnst, bezeuget schon, daß du vor wenig treu giebst grossen lohn.
5. Wir wissen alle, wer wir sind, und daß sich niemand bey uns findt, der etwas vorzubringen wüst, warum ihn JESUS lieben müst. Doch aber fühlt und kennet mancher auch des geistes deiner salbung linden hauch.
6. Wir sehn mit tiefen wunder an, was deine Recht und Linke kan; wie du uns unter deinem volk, dem tröpflein von der zeugenwolk, mit ziehen läst zu deinem tempel hin, und schenkst uns immer mehr den einfalt-sinn.
7. Ach gründ uns immer tiefer ein, und laß uns deine jünger seyn; wenn man auf erden zeugen soll, so mach uns deiner freude voll; wenn unser mund dich denen seelen preißt, so sende uns dein wort in deinem Geist.
8. Die äusre hütte müsse auch noch stehen bleiben zum gebrauch: Es grüne unser leben dir, und bringe[746] täglich was herfür. Weil unser trieb nur geht auf gnad und zucht, so schenke uns von beiden manche frucht.