[189] Als sie ihm auferlegte nichts mehr in seinen Briefen von Cupido zu erwehnen
Dein Kiel hieß, Seladon, mir angenehm und lieb,
So offt mir selbiger was artges überschrieb;
Doch geb ich dir darbey zugleich auch diese Lehre,
Vermeide künfftig hin, was ich nicht gerne höre.
Du weist, Cupido muß so forn als hinten seyn,
Wenn deine Muse mir ein Blättgen sucht zu weyhn;
O laß diß Götzen-Bild, wofern es kan geschehen,
Ins künfftige nicht mehr in dein Concept mit sehen.
Was heimlich bleiben soll, vertraut man Knaben nicht,
Durch deren Plaudern offt Verrätherey geschicht.
Du kanst ja, wie du wilst, die nette Feder rühren,
Was läst du dir ein Kind die Hand im Schreiben führen?
Die Liebe hat mit mir wahrhafftig nichts zu thun,
Drum laß den Amor doch mit seiner Mutter ruhn.
Er hat schon so genung mit seinen Liebes-Waffen,
Die Welt ist gar zu groß, so hier als dar zu schaffen.
[190]Ach traue nicht dem Schalck, der sich zwar ehrbar stellt,
Doch bey der Gleißnerey den Trug zurücke hält.
Es ist mit selbigen wahrhafftig nicht zu schertzen,
Er raubt, so arg er kan, und stiehlt der Menschen Hertzen.
Du siehest, Geladon, liß es nur mit Bedacht,
Wie sehr Asterie vor deine Ruhe wacht.
Wie leichte könt er dir, bey so gestallten Sachen,
Dein Hertz gantz unvermerckt zum Mammelucken machen;
Und stähl er selbges dir, so dürffte wohl die Welt,
Die dich, du bist es auch, vor gantz vollkommen hält,
Beliebter Seladon, so dann verstümmelt heissen,
Du köntst dein Hertz nicht mehr, das schönste Stückgen, weissen.