[166] Antworts-Schreiben
Als ich dein Siegel brach, vergnügten mich die Zeilen,
Doch dacht ich auch zugleich, wie kan das möglich seyn,
Er ist entfernt von mir auf mehr als N – – Meilen,
Und doch läufft schon ein Blatt von seinen Händen ein.
Ich hatte, glaub es, mir die Zuschrifft gantz verziehen,
Um desto freudiger nahm ich, mein Freund, sie an
Dein Brieff versichert mir, du spahrtest kein Bemühen,
Und zeigtest was ein Freund vor Freundschafft zeigen kan.
Du weist, daß die Music mir Ohr und Hertz ergötzet,
Drum hat auch deine Hand mir etwas überschickt,
Das ieder, der es hört, vor unvergleichlich schätzet,
Weil man an Ton und Klang den Meister gleich erblickt.
Ich nenne mich dafür dir iederzeit verbunden,
Was könt, erweg es selbst, mir angenehmer seyn?
Dergleichen Zeitvertreib versüst mir recht die Stunden,
Die das Verhängniß offt mit Galle will bestreun.
[167]Doch hast du mir und dir gar nicht dabey zu schmeicheln,
Als wär ich in der Kunst bereits ein grosses Licht;
Ein Freund, der redlich heist, muß nicht dem andern heucheln,
Ich bin, du weist es wohl, kein Virtuose nicht.
Mein Lauten-Spiel muß sich noch vor der Welt verstecken,
Und sing ich auch darein, so kan doch mein Gesang,
Der roh und heischer ist, von Beyfall nichts erwecken,
Der Flöthen Ton ist auch von nicht viel bessern Klang.
Doch laß deswegen dich, mein Freund, nicht irrig machen,
Von deiner klugen Hand mir ferner was zu weyhn;
Muß gleich Apollo noch die Stümperey belachen,
So kan der Einfluß doch mir künfftig günstig seyn.
Die Pflantze wird zum Haupt, aus Reißern werden Bäume,
Man trifft doch durch Gedult und Zeit zuletzt das Ziel.
Die Musen sehen selbst, daß ich gar nichts versäume,
Was diese edle Kunst von Schülern haben will.
Betritt dereinst dein Fuß noch einmahl unsre Linden,
So weist du schon das Hauß, wo ich zugegen bin;
Du wirst mich sicher noch als deine Freundin finden,
Sie nennet, wie bekannt, sich die von Z--