17. Brief

Mein Freund! dein höflich seyn ermuntert mich zum Dichten.
Du fragst, so muß ich dir von meiner Noth berichten:
Schon gestern legt ich mich, der Frost befiel das Herz.
Und was empfand ich nicht für ungewohnten Schmerz!
Des Fiebers heisse Glut durchzog mir alle Glieder;
Durch Hoffnung und Geduld erholt ich mich doch wieder.
Die Seele leidet nicht, der Schmerz trifft nur den Leib;
Hier muß man männlich seyn, und kein verzagtes Weib.
Das wär ein schöner Streich, beträf es unsre Nymphen,
Sie würden vor Verdruß die Mäuler trefflich rümpfen.
Wer sässe bey dem Rahm, nähm Complimenten ein?
Die Sonne traurte selbst um ihren Gegenschein.
Dergleichen Unfall darf auch Staxen nicht befallen.
Wo hörte man den Kuß von seinen Lippen schallen?
Mein Gott! wie grämte sich die alte Schäfermagd!
Von andern würd ihr nicht was schönes vorgesagt.
Mein Freund, mein werther Freund, mein Trost bey allen Plagen
Dein unverfälschter Sinn, dein Mitleid, dein Beklagen
Ertheilt mir Muth und Kraft, ich trotze aller Noth
Und kann nicht schüchtern seyn wenn mir das Fieber droht.
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Ich brauche schon den Arzt, und seine Arzeneyen;
Der soll den Körper auch von seinem Schmerz befreyen.
An statt des Dankes nimm itzt die Versicherung hin,
Daß ich dir stets geneigt und deine Freundinn bin.

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TextGrid Repository (2012). Ziegler, Christiana Mariana von. Gedichte. Gedichte. Briefe. 17. Brief. 17. Brief. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-B21B-B