[27] An den Herrn B – – – In Hamburg
Du weltberühmter B – – – verachte nicht die Zeilen,
Die aus besondern Trieb zu deinen Schwellen eilen,
Ich weiß es allzuwohl, daß meine Dichterey
Nur noch ein Kinderspiel mit Recht zu nennen sey,
Ob gleich dein andrer Theil vom irrdischen Vergnügen,
Auch meinen Nahmen mit will zu den andern fügen.
Ich weiß nicht, Grosser Geist, was dich so weit gebracht,
Daß deine Schmeicheley von mir ein Lob-Lied macht,
Ich kenne dich gar wohl, den Werth, und deine Gaben,
Die Rang, und Vorzug wohl, vor vielen andern haben;
[28]Denn gantz Germanien stimmt mit mir überein,
Daß deines gleichen nicht leicht wird zu finden seyn;
Kein Mahler kan von dir uns rechten Abriß geben,
Kein Pinsel schiltert dich nach Aehnlichkeit und Leben,
Dieweil dein hoher Geist gar nicht zu treffen ist,
Und man was herrliches aus deinem Wesen list.
Dein Umgang heist uns schon ein Himmel auf der Erden,
Ich selber wolte gleich ein Eremite werden,
Träff ich dich, Edler Freund / auch in der Wüsten an,
So hieß mir selbige durch dich ein Canaan.
Dein Argwohn wird dich zwar auf die Gedancken treiben,
Ob sucht ich alles dis aus Danckbarkeit zu schreiben;
O nein, dein Ruff und Ruhm, der biß zum Sternen steigt,
Macht, daß sich hier mein Kiel vor deiner Muse neigt,
Du bist in meiner Gunst schon längstens angeschrieben,
Denn alle Welt muß dich und deine Feder lieben.
[29]Nimm Grosser Ticher! hier den Willen vor die That,
Weil die von Z--- sonst nichts zur Vergeltung hat.
Laß mich noch fernerweit die Gunst von dir besitzen,
Und mich, mein Socrates, zu deinen Füssen sitzen;
Ich nehme Lehren an, dieweil du selber weist,
Daß alles Frauen-Volck ein schwaches Werckzeug heist.
Ich schliesse meinen Brief, doch nicht mein Angedencken,
Denn dieses werd ich dir, so lang ich lebe, schencken,
Versichre dich von mir, daß ich beständig bin,
Die dich bewundernde, verpflichte Z---.