[322] Das vierzehnde Lied
Aus den dreien haubt-ahrten der Dicht- sing- und tantz-kunst/ in einer zusammen-sprache/ zwischen einem Jünglinge und einer Jungfrauen/ fürgestellet.
gesetzet durch Johan Langen.
[323] [325]1.
Er.
Wo ist doch meine Rosemund/
die mier mein hertz macht wund?
Sie.
Schau/ hier kommt sie/ Dier ihr leben
gantz zu geben.
Beide.
Der himmel mag stürmen/ mag hitzen und blitzen
wan unter dem schirme der Liebe wier sitzen.
Wier können uns lieben
ohn' alles betrüben/
dieweil uns die liebe so lieblich anblikt/
ja weil es sich alles zur fröligkeit schikt.
Er.
Auf! kehre wieder Rosemund/
und komm/ ach! kom zur stund.
Sie.
Schau/ ich komm'/ und kehre wieder
zu dir nieder.
Beid(e).
Die Liebe/ die liebliche Fürstin der sinnen/
ergetzt uns und letzt uns von aussen und innen;
es sollen die hertzen
in schmertzen und schertzen/
nuhn beide zusammen stets flammen mit lust/
Die allen recht-liebenden bleibet bewust.
Er.
Der Mahn sucht stets sein Sonnen-licht/
weil ihm sein glantz gebricht:
Sie.
und den kühlen Mahn die Sonne/
ihre wonne.
Beid(e).
Die Sonne giebt wonne/ giebt wärme den saaten/
der Mande befeuchtet sie/ daß sie gerahten:
Sie wärmet die felder/
Er kühlet die wälder:
so tuhn auch zwei Liebsten in liebe verstrükt/
mit seeligen/ lieblichen stunden beglükt.