Das Siebende Lied

Von Trochäischen Versen.


[62] Unterredung mit dem Brieffe/ welcher ihm eine gute Vertröstung von der Seinen gebracht.

1.
Auff! mein hochbetrübtes Hertze/
Mein bißher gequälter Sinn/
Alles klagen ist dahin/
Es verwandelt sich mein Schmertze;
Ja mein Schmertz verwandelt sich/
Wann ich/ Briefflein/ schaue dich.
2.
Schöner Brieff/ du Hertzens-Bothe/
Den mir schickt mein ander Ich/
Kanstu so erfreuen mich/
Oder ists der Zweiffels-Knodte?
B. Nein die Liebste selbst es thut/
Die itzt redet durch den Sud.
3.
Soll der Sud mich so ergötzen?
Kan Er bringen her von Ihr
Die beliebten Seufftzer mir?
und mein schwaches Hertze letzen?
B. Ja der Sud/ das süße Kind/
Macht es/ daß dein Leid zerrint.
[63] 4.
Aber wie mag dieses kommen?
Vormahls wolte mich allhier/
Meine Göttin tödten schier/
Die mir itzt das Leid benommen?
B. Kennstu nicht den kleinen Mann/
Der so träfflich schießen kan?
5.
Ja/ wie solt' ich den nicht kennen/
Der durch seine starcke Macht
Mich ans Joch der Liebe bracht'
und mein Hertz ließ halb verbrennen?
B. Wohl! das ist das blinde Kind/
Das Sie gegen dich entzündt.
6.
Soll sie mich nicht mehr betrüben?
Soll der klahren Augen Zier/
Die mich vor ertödtet schier/
Soll ihr Hertz mich treulich lieben?
B. Treulich lieben wird ihr Hertz/
Dich anblicken ohne Schertz.
7.
Wohl! so sag' ihr meinen Willen/
und daß ich vor Liebe sey
Gegen Sie entzündt auffs neu/
Ja ihr wollen will erfüllen:
B. Dieses wil sie gleichfals nun/
Dir zu Willen alles thun.
[64] 8.
Ey so leb' ich gantz vergnüget/
Weil mein trauren ist dahin
und ich nun recht frölich bin/
Weil ich einmahl obgesieget:
Andre haben noch den Krieg/
Ich den offt-gewündschten Sieg.

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TextGrid Repository (2012). Zesen, Philipp von. Gedichte. Gedichte. Frühlingslust. Erstes Dutzend. Das Siebende Lied. Das Siebende Lied. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-AE1E-4