Der
friedvoll-seligen Asche
einer
Herrlichen, Frühentschlafenen;
den verklärten Manen
Cäciliens
widmet
diese traurige, erinnrungsdunkle Dichtung
ein
deutscher Dichter.
Der
friedvoll-seligen Asche
einer
Herrlichen, Frühentschlafenen;
den verklärten Manen
widmet
diese traurige, erinnrungsdunkle Dichtung
ein
deutscher Dichter.
Im großen Weltenkirchhof
Da steht ein mächtig Haus,
Da breiten Geisterbäume
Die fahlen Blätter aus.
Das ist von allen Domen
Der wunderbarste Dom,
Getaucht in Sonnenflammen,
In Feuerätherstrom.
Es ragen seine Kuppeln
Bis zu dem Sternenzelt,
Es wurzeln seine Pfeiler
Tief in der Unterwelt.
Er steht im Sturmesdonner
Ein schweigender Coloß,
Die Weltorkane spielen
Um seine Schläfe bloß.
Ein Grabmal ist's, daß Meister
Bezähmte Fluth und Wind,
Ein Pantheon der Geister,
Die dort begraben sind!
Ein Aetna ist's, umrauschet
Von Todesharmonie;
Es ist das Mausoleum
Der deutschen Poesie!
Und hinter seiner Kiefern
Metallenem Verschluß,
Da ruht ein Königsjüngling,
Geküßt vom Todeskuß;
Ein puer dolorosus,
Ein reiner Oedipus,
Ein Schmerzenssohn der Zeiten:
Der deutsche Genius!
Erschlagen o, erschlagen
Von einer Nestlingsbrut,
Von einem feigen Häuflein
Gestürzt in Todesgluth.
Die haben ihm genommen
Sein goldnes Fürstenband,
Die haben sich getheilet
Sein königlich Gewand;
Und haben Schmach gehäufet
Auf sein gesalbtes Haupt,
Sein blühend Jugendleben
Entblättert und entlaubt;
Und haben ihn verrathen,
Und haben ihn verkauft,
Mit seinem Heldennamen
Ihr schnödes Ich getauft;
Und haben einen Götzen
Statt seiner aufgepflanzt,
Und haben ohne Hosen
Um diesen Klotz getanzt.
Du aber hast Dein Auge
In Todesnacht gehüllt,
Dein großes Gottesauge
Von Gottesnaß erfüllt;
Und bist hinabgestiegen
In Deiner Gruft Verschluß,
Du unvergleichlich Schöner,
Du deutscher Genius!
Wirst Du nicht wiederkommen
Und Deine Welt befrei'n?
Dein zagend Volk erlösen?
Dein himmlisch Reich erneu'n?
Wird nicht um Hahnenkrähen
Ein Ruf aus Himmels Höh
In Deine Gruft erschallen:
Erwache, Lazare?
Wirst Du nicht herrlich kommen
Alsdann im Wettergraus
Und Deinen Purpur breiten
Ueber die Länder aus?
Werden nicht Gräber bersten,
Und auferstehn Gebein?
Und hohle Schatten schwirren
Auf luft'gem Rabenstein?
Wird nicht die Freiheit grünen,
Ein ries'ger Blüthenbaum,
Breitend die hehren Zweige
Bis zu des Himmels Raum?
Wird nicht Dein Beinhaus werden
Zum Sonnentempel hehr,
Erfüllt von des Gedankens
Glorreichem Strahlenmeer?
Wird nicht der Götze stürzen? ...
Aber Du redest nicht,
Ruhest nur tief gebettet,
Und schläfst und hörst mich nicht. –
Der Nachtwind aber stürmet
Und weht mich grimmig an:
»Was rufst Du, armes Menschlein,
Den heil'gen Schläfer an?«
»Was störst Du die Gebeine
Mit Deinem Klagegruß,
Und weißt nicht, daß verweslich
Gesäet werden muß?«
»Und weißt nicht, daß der Heiland
Den Tod erleiden muß« –
So ruhe denn drei Tage
O deutscher Genius!
[10]Jedwede That, so lange sie nicht in ihrem geistigen Wesen als wahrhaft vollendet erscheint, mag eines Vor- und Fürworts bedürfen: Wenn die Wissenschaft es nicht verschmähte, ihre großen und unverwelklichen Gedanken, ihre ewigen Systeme, ihre Kritiken der Vernunft, ihre Wissenschaftslehren und Phänomenologieen des Geistes mit schöner, tiefsinniger, glänzender Fürsprache der Welt und ihrem Denken an's Herz zu legen – dann wird auch die winzig-kleine, vielfach zerstückte und zerpflückte That, welche der deutsche Poet seiner Gegenwart dar bringt das Recht eines leitenden und versöhnenden Fürworts für sich in Anspruch nehmen dürfen.
Die deutsche Poesie wird in den nächsten Decennien denselben Kreislauf vollenden müssen, den [11] die deutsche Wissenschaft längst vor ihr vollendet hat. Denn wie vormals der deutsche Gedanke, nachdem er die Monas des allgemeinen Denkens verloren und sich in die unendliche Kleinlichkeit dürftigsten Formelwesens zersplittert hatte, traurig dastand auf der Schädelstätte seiner selbst, vergehend in Erinnerung und Sehnsucht, wie Jeremias auf den Trümmern Jerusalems; wie er dann, sich selbst in der Macht des Subjekts ergreifend, zuerst die Fähigkeit seiner Erkenntniß grausam untersuchte, secirte und scalpirte, dann aber sein Erkennen in die einfache Unerschütterlichkeit des Individuums, in den dunklen Abgrund des sich selbst gleichen Ich zurückzog und versenkte, welches in höchster Vermessenheit die Gottheit und die Welt selbst aus sich gebären will; wie aber dann in dieser grausamen Einsamkeit des Beisichselbstseins ihm selbst, dem deutschen Gedanken, nicht wohl ward, und er, gewaltigst strebend, das Universum suchte, das er verschlungen,
(Gib diesen Todten mir heraus, ich muß
Ihn wieder haben – –)
den Gott suchte, dessen Wesen ihm zerflossen war, die Natur suchte, aus deren mütterlichem Schooß er sich losgerungen, unfähig, sie wieder zu erzeugen – wie er in der unendlichen Sehnsucht dieses Beginnens [12] zuerst, statt des trostlosen Ich, das Absolute erkannte, bis er endlich seine eigne geistige Wirklichkeit und sein eignes erscheinendes Wesen klar und wahr zu ergreifen, und sich als Geist mit allem, was Objekt ist, geistig zu vermitteln und zu versöhnen vermochte –so und nicht anders, wird es – freilich in weit anderen Kreisen und Formen – auch der deutschen Poesie ergehen.
Denn die deutsche Poesie schläft jetzt einen eisernen Geistesschlaf. Nicht Mohnkörner sind es, die der schlaftrunkne Gott auf sie herniederstreute, sondern die schwarzen Körner des Bilsenkrauts. Und das Grabmal – fragt ihr – das kalte, enge, feuchte, grauenerfüllte Haus, in welchem die Poesie diesen ehernen Schlaf hält – welches ist es? Es ist die Schlacke des eigensten, selbstischsten Egoismus, jener Geistesanmaßung, die im Mark des Subjekts wie ein Typhus wüthet, und welcher, da sie ihres ewiges Inhalts entleert ward, zuletzt nichts übrig bleibt, als der einsameHochmuth der Unkraft, der mit demSchein der Kraft fort und fort sich betrügenden Gesinnung. So und nicht anders, steht das poetische Individuum in dieser öden Gegenwart. Die Epoche der »Kritik seiner Vernunft« ist ihm vorüber; allein, ohnmächtiger in [13] sich, als die Wissenschaft sich bezeugte, hat sich bei ihm der Zweifel an der Wahrheit und ruhigen Wirklichkeit der Objekte nicht zur Unerschütterlichkeit des aus sich selbst die Dinge gebärenden Ichs erhoben, sondern aus der Verzweiflung, die dem Nachtigall-Heine-Löwen noch mit ihrer Gluth die Weste durchbrannte, ist nur die Aufgeblasenheit einer sich selbst vergötternden Unkraft geworden, und was sich, anstatt der verlorenen Welt, ja der verlorenen Gottheit, herausgebildet, ist der unendliche Dünkel und die schale Koketterie des halbpoetischen Bewußtseins mit sich selbst, welches sich allmorgentlich vor dem ästhetischen Spiegel den Bart kräuselt und in der namenlosen Süßigkeit solcher freien göttlichen That zu sich spricht: Und dennoch werde ich seyn und fortexistiren, und die Welt wird mir zugeben, daß ich liebenswürdig bin, und schön und wohlgefällig, und daß ich in dem Himmel meines Unverstandes mich friedvoll und selig fühle! –
Wer da fähig ist, die Armseligkeit und Unwürde dieses Bewußtseins, welches sich für den Kosmogetor der Zeit, für den Heiland deutscher Dichtung ausgibt, recht zu begreifen, dem sagt sein Denken und Empfinden unwiderleglichst, daß die deutsche [14] Poesie von jetzt an Alles zu erringen hat; Alles, das heißt: das All der Welt, welches sie, versunken in den schmutzigen Tümpel der Societät, zu lange schon verleugnet hat; Alles, das heißt: die Gottheit, welche sie frevelhaft, hoffärtig an's Kreuz schlug und mit Essig tränkte;Alles, das heißt die unendliche Natur, aus welcher alles, was lebendig, hervorgeht, von welcher aber die halbschürige Geckenpoesie der Zeit nichts wissen will, weil die Natur keine Narren duldet und ihre Blumen und Früchte nur treuer Forschung weiht; den Affen des Jahrhunderts aber Dorn und Distel.
Eine Poesie ohne Weltall, ohne Gott, ohne Natur, das ist die deutsche Poesie der Gegenwart! vielmehr die Unpoesie, welche sich aus dem Schlamme dersocialen Interessen, Zustände, Richtungen, Conflicte, herausgeboren hat als eine neue Afrodite – aber der Häßlichkeit und des geistigen Elends Unsere Dichter haben es verlernt, zu forschen; verlernt, in den heiligen Hallen der Schöpfung zu wandeln, um aus dieser Andacht tiefsinnigster Beschauung den Geist zu entlocken und sich selbst ihn einzuimpfen. Die Welt ist ihnen nicht der göttliche Inhalt der Welt, nicht das unendliche Keimen, [15] Sproßen, Sich-Gestalten, Verwandeln und Vergehen des Allbewegers Geist, sondern ihre Welt ist der Weltlauf in seiner trivialen, durchnüchterten, durchlüsterten, und in allem diesen so unsäglich öden Modernheit. Von dem Naturgeist und den Wundern, die er überall und jederstund entfaltet, wissen sie nichts, denn sie glauben nicht an die Natur, und glauben nicht daran, darum, weil sie die Natur nicht erkennen als die ursprüngliche Heimath aller poetischen Gedanken. Unsere Dichter glauben nur zwei Götter; der eine, das ist ihr Selbst, wie es so leibt und lebt in seiner fleischgewordenen Unzulänglichkeit; die andere Gottheit ist ihre Welt, das ist das langweilig-sociale Element, worin sie sich bewegen und worin sich jeder bewegen muß, der es liebt Conzerte zu hören und Champagner zu trinken. Unsere Dichter schreckt Alles, was eine Tiefe hat, und wenn die Geister der Tiefe ihnen dafür die Spitze bieten und sie rächend verfolgen, dann, in der trostlosen Oede ihrer Gemüthseinsamkeit, klagen sie, anstatt zu dichten,schwatzen sie aus die Misere ihrer Brust, anstatt zu gestalten, und ergreifen zuletzt, in der vollsten Verzweiflung ihrer poetischen Anlage, denselben uralten Popanz Ideal, [16] welchen durch die Macht und Fülle der Wirklichkeit zu bezwingen, schon vor neunzig Jahren Vater Göthe in die Welt kam. Seltsam! Während die poetisch empfindende Welt, während das Bewußtsein des deutschen Volks, in dessen Herzen die Poesie zu allen Zeiten so groß und leibhaftig blühte, während dieses nach dem Drama dürstet, nach jener heiligen Labung, die einst Shakspeare den Seinen spendete – während dessen kommen unsere Dichter und wärmen uns die alten vermoderten Kaiser auf, und suchen in den Chroniken herum, um ein Stückchen Weltpoesie dort heraus zu lesen, wie die alte Großmutter um Drei-Königs-Zeit den Enkeln noch die Reste sucht eines alten Pfefferkuchens aus ihrem Handkörbchen. Solche Ansichten hegteShakspeare nicht, als er die ersten Gedanken faßte zu Hamlet, Lear und Macbeth, und niemals suchte er die Vorzeit stückweise, wenn es galt, sie im Lichte seiner Poesie zu verklären. Wunderbar! während das erste blasse Morgenroth der Zukunft uns Dichtungen verkündet, wie vor Jahrhunderten Parcival war; Dichtungen, in denen die zerspaltene Menschenseele ihre uranfängliche Einheit mit den Mächten wiedersucht, die ihr Dasein begründen – während dessen kommen [17] unsre residenzlichen Herrchen, die sich für deutsche Dichter ausgeben, und tischen uns das Geschlinge und die kleinen Gedärme auf von dem Leichnam der deutschen Novelle; stinkenden Unrath des Geistes, der seit jenen Tagen auf dem Anger der Literatur fault, wo die deutsche Novelle secirt ward von dem Manne, der einst den Kaiser Octavianus schrieb. Seltsam! während tief-einsame Geister über dem heiligen Mythus des Welterlösers und der Welterlösung brüten und forschen; während die wahre Wissenschaft Seite für Seite ihrer »Jahrbücher« dem Unverstand und der Feindschaft und der eingefleischten göttlichen Dummheit abtrotzen muß – während dessen rotten sich die kleinen öden Seelen unsrer neubacknen Schriftsteller-Literatur zusammen und geben Journale heraus für die Emancipationstendenzen und für das Bauchgrimmen. Seltsam! während die wenigen reinen Dichtergeister, die in dem Miasma der Gegenwart noch athmen, blöde und schüchtern sich zurückwenden zu dem einsamen Reichthum des eignen Gemüths – während dessen schreit der lange Hans von vorgestern sein Genie auf dem Markte des Lebens aus, und nicht einmal zu der Genialität vermag er es zu ring en, daß er vor seiner Begeisterung erschrecke.
[18] Sieh da, du reiche Gegenwart, Deine Poeten! Deine Gaukler, sage lieber, denn die deutsche Poesie ist zum Gaukelspiel geworden.
Aber der Gedanke muß siegen, sagte jener stille, große, tiefe Denker, dessen Gebein im Sande des Oranienburger Friedhofs bleicht, neben der Asche seines Bruders Fichte. Der Gedanke muß siegen – und dabei bleiben wir, und in diesem Glauben leben und sterben wir. Wer nicht mit ihm ist, mit dem deutschen Gedanken, der ist freilich wider ihn; aber den Geist zu dämpfen vermag Niemand. Darum ist es wohl traurig zu bedenken, daß die deutsche Dichtung ihr Alles wieder zu erringen hat, aber auch trostreich, zu wissen, daß der Kampf, durch welchen das errungen wird, schon sich zu rüsten beginnt. Die deutsche Poesie wird wiederfinden, was sie verloren: ihreWelt, ihre reiche, volle, schöne, keimende, blühende Erdenwelt, ihre Natur und ihre Gottheit. –
Ich hätte, mein Vor- und Fürwort hier beschließend, nur ein Weniges noch zu sagen über die kleine Dichtung, die ich hiermit der deutschen Liebe und dem deutschen Verständniß übergebe. Hier ist nur Saame, deutscher Leser; keine Blüthe, keine Frucht! das ist unser trübes, aber auch wieder [19] der schönes Loos, Saamen zu streuen, während wir selbst uns schwerlich erlaben werden an Frucht und Blüthe. Der Weg, den der Verfasser dieses kleinen Faustfragments gegangen, es ist wiederum ein dunkler Nachtweg; es ist der Weg nach unten, von welchem schon vor Jahrtausenden Herakleitos zeugte. Von der Natur hebt alles Geistige an; aber die Natur ist auch das Nächtige; dasLeben saugt aus ihr seinen Frieden und seine Verzweiflung, seine Seligkeit und seine Verdammniß; aber die Kunst ist es, die zuletzt Alles versöhnt. Hiermit endet die schwache Skizze. Der arme, von der Qual der Erinnerung im Zeugen und Gebären selbst so oft geängstete Dichter aber schlägt an seine Brust, wie jener Zöllner that, und ruft mit Inbrunst: Nicht, daß ich schon ergriffen hätte (o nein, nein!), ich jage ihm aber nach, daß ich's ergreifen möge.
F.Marlow.
[20]Liebesstammeln, Liebeszittern,
Feuerkusses Allgewalt,
Wonnetraums unsagbar Wunder,
Das in diesen Räumen wallt!
Glühend Spenden, heiß Empfangen!
Unergründlich Liebesspiel!
Und im Osten aufgegangen
Hymens Stern als Wonneziel!
Leben nennst Du dies Ermatten,
Dieses lodernde Vergehn?
Dies Versinken in der Fülle,
Durst'ge Wiederauferstehn?
Leben nennst Du diese Freuden,
Diesen Sturz von Geist und Sinn?
Leben diesen Graus der Wonne?
Bleiche, schöne Zauberin!
Aber ich in stiller Höhe,
Ich, der sangverklärte Geist,
Nenne Sterben, was in Eurer
Taumelsprache Leben heißt.
Tod und Tödtung nenn' ich's schaudernd,
Wenn Natur mit frecher List
Ausgräbt aus der Modertiefe,
Was schon lang gestorben ist;
Wenn, die Geister zu verlocken,
Die von Lebensdurst erglühn,
Gräber ihre Kiefern sprengen,
Särge ihre Leichen sprühn;
Wenn der Mann, in Sehnsucht selig,
Nächtens zu der Liebsten schleicht,
Und, von Satans List beschworen,
Vampyr ihm den Lustkelch reicht. –
Schlafe denn, Du Neubetrogner,
In der kalten Scheingluth ein!
Grabhauch trink' und Moderdüfte,
Denk', es müsse Leben sein!
Träume, daß aus tausend Quellen
Flamme Dir des Daseins dringt –
Wenn die grabeskalte Wollust
Schaudervoll Dein Herz umschlingt.
Aber noch in Todes Armen,
Hingesunkner Forschergeist,
Höre Deiner Priester Lehre,
Höre, was ihr Mund beweist:
Leben ist nur Schein des Lebens,
Lebt nur, was zu sterben droht;
Aller Zeugung und Entfaltung
Keim und Wurzel ist der Tod.
Den Schlüssel heraus, betrunk'ner Affe! Das ist [115] die Thüre und das rechte Haus. Oeffne zur Stelle, oder ich entseele Dich!
Gnädigster Geist, ich versichre Euch auf Seligkeit, Ihr irrt Euch diesmal in der Hausnummer. Hier daneben die weiße Pyramide, das wird das rechte Haus sein und die rechte Herberge für Eures Gleichen, mit Erlaubniß zu sagen. Greift nur in Eure Rocktasche, gestrenger Geist; ich zweifle nicht, daß Ihr den Schlüssel zu dem schwarzen Gitterthor selbst bei Euch führt.
Hallunke, willst Du ein Gespenst aus mir machen? Mit Deinem eignen Schädel renn' ich dann die Thüre auf.
Zur Hilfe, zur Hilfe! Braucht Ihr meinen Schädel als Mauerbrecher, Herr? Dies Betragen ist nicht christlich. Nun, Gott sei Dank, es ist einer von den Dickköpfen, die ihren Puff vertragen. Im Uebrigen sorge ich nicht; mein Herr wird schon seines Dieners Schädel rächen, wenn Ihr hinaufkommt, und mit dem Eurigen Kegel spielen. –
Dachte mir's gleich, daß es hier oben Krieg geben würde! Die blasse Dame scheint sehr resoluter Natur, und der Ritter nicht von der feigsten Sorte. Ich fürchte Unheil; denn die galanten Ritterzeiten, wo man vor Schaam in die Erde gesunken wäre, hätte man [118] einer Dame über das Maul fahren sollen, sind leider vorüber. Sieh' da, des Ritters Stern scheint den Sieg davonzutragen! Mein Herr richtet sich auf.
Mit Verlaub, unterirdische Hoheit, die hörnenen Griffe sind uns nicht bequem. Horn schwitzt, und Hand schwitzt; da bleibt der Mensch an Wehr und Waffe kleben wie ein Nürnberger Lebkuchen. Wollt Ihr mir aber Euer Schwert zu suchen erlauben, Herr Strahlenritter, ei, so will ich damit eine so fröhliche Urständ hervorzaubern, als eine bei Mond und Sternenschein gewesen, und wahrlich so viel gewaltsame Bevölkerung, daß seine infernalische Majestät selbsten davor erschrecken sollen.
Hier heraus, meine Herren von der knöchernen Legion! Nur dreist, nur ohne Zwang und gêne! Kälte ist nicht zu fürchten. Es ist Sommerzeit, und das Stück spielt in Italien. Hierher, aufgestellt, richt't Euch! Wer ein Tambour gewesen ist bei Lebzeiten, der trete zu mir und kollere das Signal mit der Maultrommel. Verzeihung, meine Dame, Sie gehören nicht mit zum Chor der Rache. Es ist unschicklich, sich mit Mannsleuten in Reihe und Glied zu stellen, wenn beide Theile im Negligé sind. Um Sie jedoch nach Gebühr zu beschäftigen, so ernenne ich Sie zur Marketenderin und trage Ihnen auf, in Ihrem stillen Kämmerlein eine [126] grüne Suppe zu kochen von Rosmarin und Buxbaum zur Erquickung der Mannschaften nach geendigtem Kampfe. Denn es wird eine böse Nacht, verehrteste Commilitonen; aber ich kenne schon Ihren Muth. Sie haben durchaus nichts zu verlieren, weder Gesundheit, noch Garderobe, noch Leben. Sie haben gut hintreten; an Ihrem natürlichen Knochenpanzer wird die Hahnenfeder nichts mehr auszuputzen finden. Still gestanden! Rotten formirt! Nehmt's jeder seinen linken Oberschenkel als Faschinmesser! Bitte, Sich zu beeilen, was noch nicht auferstanden ist. Lassen's den Leilaken nur gefälligst liegen, langer Musje; er genirt beim Angriff. – Alles beisammen? Gut! Feldwebel, verlesen's die Mannschaften!
Gut gemacht, Feldwebel! Ein wenig lauter für ein andresmal! Compagnie in Rotten links abschwenken! Marsch!
Die Pestilenz! Da läuft unser Wildpret hin. Meine Herren, soll ein solcher Popelmann uns äffen? ein solches unansehnliches mediatisirtes Höllenfürstchen? ein solcher aufgelaufener Pfannkuchen, der auf dem halben Wege zur Teufelei sitzen geblieben? Ich wette, der Kerl hat nichts mit Satan gemein, als daß er ihm des Morgens den linken Stiefel putzt; denn am rechten Beine braucht Seine Hoheit keinen, und das ist eine wesentliche Ersparniß für Hochdieselben. Und solch ein zerlumpter Höllenstiefelputzer stiehlt seinem Herrn im Schlafe das Nachtcamisol und kommt hier heraufgeschnüffelt, um hier den Satan zu spielen! Wart, Gauner, Dich hetz' ich! Tambour, schlag an! Compagnie, marsch, marsch! Nehmen's Sich aber in Acht für's schlechte Pflaster.
Grausamer, Abscheulicher! Was thust Du? Mein Leben reißest Du von mir! Laß mich ihr folgen; ich kann, ich mag nicht leben ohne sie!
Hier geblieben, Verehrtester! Sie fallen aus einem Paroxysmus in den andern; es ist hohe Zeit, daß Sie [131] den Arzt consuliren. Belieben Sie mir Ihre Wohnung zu sagen; ich bin so frei, Sie nach Hause zu geleiten.
Geht, geht, Signor! Ihr spielt immer auf politische Dinge an. Ich denke, Ihr erzählt mir, bis zum Morgenläuten in der Signoria, einige Neuigkeiten.
Ihr werdet die schlimmsten zeitig genug selbst erfahren. Hörtet Ihr schon von dem jungen deutschen Wunderdoctor, der jüngst aus Rom hier anlangte?
Ei wohl hörte ich das, Signor; allein ich war der Meinung, der Umstand sei nicht erheblich genug für eine Neuigkeit.
Signor, ich rathe Euch, Euch die Mühe zu geben, diesen Umstand nur aufzuheben, so werdet Ihr ihn erheblich genug finden.
Nun denn, Signor, ganz Venedig weiß es, daß Ihr so gütig gewesen, Euch in die Nichte Seiner Eccellenza, unsers gnädigsten Dogen, in die wunderschöne Fiordiligi zu verlieben. Läugnet Ihr das, mein Adonis?
Nun – so viel zugegeben – wird es Euch unter so bewandten Umständen erfreuen, Signor, daß ein junger deutscher Medicus hierher berufen ist, Euer süßes und hohes Lieb, welches, wie uns bekannt, in neuesten Zeiten etwas kränkelt, durch seine Medicamente und (was das Schlimmste ist) durch seinen Magnetismus zu curiren? Bedenkt nur, werthester Signor: durch Macgnetismus – und dazu die amatissima eines Scarabeo!
In der That, Signor, Ihr macht mich erschrecken. Es ist dies eine Maßregel, die ich der Weisheit Seiner Eccellenza nimmer zugetraut hätte, Corpo di Bacco! es ist, so zu sagen, eine Gewaltmaßregel. Man hat sie mir absichtlich verheimlicht; aber per Dio, man hat nicht gewußt, welch eine Wuth der Eifersucht in dem Signore Scarabeo schlummert. Und der Signore Scarabeo ist der reichste Edelmann in Venedig; er wird dies zu verhindern wissen.
[159]Und einer der älte sten, Signor (ich meine nemlich in der Signoria), dazu etwas schwerhörig und dergleichen, was mit der Jugend nicht eben im besten Vernehmen steht.
Ich meine, Herr, Ihr müßt eher Euer holdselig Lieb an Bleichsucht oder scrofola, oder gar an Hysterie und Schwindsüchtigkeit des blassen Todes verscheiden lassen, als zugeben, daß diese deutsche magnetische Curmethode vor sich gehe. Versteht Ihr den Sinn dieser Rede, Signor? Nun gut, so bedenkt sie, aber geschwind; denn man sagt, die Heilung werde diese Nacht ihren Anfang nehmen.
Cospetto di Bacco! Und der Signore Scarabeo verträgt das Nachtlicht nicht. Er ist ein Teufel, wenn er Verabredungen und Bestellungen, und Beschließungen [160] und Anstiftungen merkt. Wollt Ihr mir folgen, Herr, so will ich diesen ehrenrührigen Plan sogleich entlarven.
Verzeihung, edle Herren! Ich möchte berichtet sein, wo man des Weges geht nach dem Palaste des Dogen. Ich habe daselbst ein so eilig Geschäft, das keinen Aufschub leidet.
Welch ein Geschäft, Mensch? Auf der Stelle bekennt es, welch ein Geschäft Euch in dieser frühen Stunde in den Palast des Dogen führt. Bekennt, Freund, ich ersuche Euch um Eurer selbst willen.
Ihr werdet wohl thun, Alles zu berichten, wenn ich Euch bemerke, daß Signore Scarabeo der grausamste Mann in ganz Venedig ist.
Ist er grausam, der Herr Scarabeo, ei so sehe ich kein Titelchen eines Grundes, warum ich ihm nicht die Wahrheit gestehen sollte. In Wahrheit also, Signore Scarabeo, ich bin der Diener eines gewissen Doctor Faustus, eines deutschen, zur Zeit aber in der schönen Italia reisenden Medici, welchen seine Hoheit, unser allergnädigster Doge, jüngstens zur Heilung seiner auf [161] magnetische Weise tödtlich erkrankten nipote berufen hat. Da nun auf sothanen an uns ergangenen Ruf sothane Heilung mit heutigem Abend ihren Anfang nehmen soll, so bin ich von meinem Herrn, dem Doctor, beauftragt, stehenden oder laufenden Fußes die in diesem Kästchen befindlichen Heilungsapparate meines Herrn, des Doctors, nach den Gemächern der Signora Dogaressa zu tragen. Nun, Signori, ist es Eurer Weisheit wohl bekannt, daßhora ruit, die Zeit Flügel hat; demnach ich Eure Weisheit höflichst ersuche, mir zu sagen, auf welchem Wege ich am kürzesten nach besagten Gemächern gelange.
Cospetto di Bacco! Verwünschter Diener, durch meinen Degen geht der Weg nach dem Palast der Dogaressa.
Signor, keine Uebereilung! Ihr seid ein weiser Mann und Aeltester der Signoria. Seht, wie die Leute schon stehen und gaffen! Laßt den deutschen Diener gehen und seine Schuldigkeit thun.
Nimmermehr soll der Bösewicht seine Schuldigkeit thun! Ich will seinen Medicinkasten zertrümmern, ich will sein Leben selbst zertrümmern!
Laßt meinen Diener los, Ihr alter Narr! Spießt Ungeziefer mit Eurem Krötenspieß! Hier sind drei Spannen Stahl für Euren Schmalbauch!
Alter Narr? Signor, ich kann Euch versichern, daß ich bereits mit bessern Titeln geehrt wurde. Seid Ihr aber der Herr dieses Hans Affen, seid Ihr der deutsche Wunderdoctor aus Rom, ei, so will ich Euch gleichfalls mit meinem Vorrath dienen. Ihr Schelm, Ihr Bösewicht, Ihr Jungfrauenschänder, ich fordre Euch zum ehrlichen Zweikampf!
Ihr unvergleichlichster aller Narren unter dem Schatten des heiligen Löwen, an einem Bischen Zweikampf soll's Euch nicht fehlen, wenn Euch so sehr darnach gelüstet. Wohlan, spinnbeiniger Signor, das ist meine Parade!
Seid Ihr von Sinnen, Ihr Herren? Einen Zweikampf [163] am hellen Tage, hundert Schritte von des Dogen Palast? Steckt Euren Spieß ein, Gevatter Scarabeo! Ihr werdet damit keine Lorbeeren erndten. Und Ihr, Signor Dottore, oder magico prodigioso tedesco, nehmt Euch in Acht vor dieser Schaarwache! Es möchte einem deutschen Wundermann schwerer werden, sich aus ihren Klauen zu befreien, als einem venetianischen Nobile.
Wo Recht ist, ist der Muth, Herr Nobile! Ihr scheint mir etwas robuster und vernünftiger zu sein, als Euer blödsinniger Gefährte. Zieht also, mein Verehrter, und nehmt meine Medicamente zum Dank für Eure Beleidigung; denn wißt Ihr, was der alte Hippokrates sagt? Quae medicamenta non sanant, ferrum sanat.
Belieben Eu'r Gnaden nur jenes schwarze Bogenwerk zu betrachten, welches trübselig genug über der Lagune hängt. Das ist dieponte dei sospiri, unsre weltberühmte Seufzerbrücke; ein sehr weites Thor für den Eintritt, sehr eng in der That für den Ausgang. Dorthin bedaur' ich, Euer Liebden führen zu müssen.
Gefangen, einer schweren Büßung Preis gegeben um eines ausgemachten Narren willen! Ist das auch ein Streich, den mir das Leben spielt? Aber der Zustand der Signora Dogaressa wird und muß sich verschlimmern; kein Mensch im ganzen Staat Venedig vermag sie zu heilen; der Doge wird mich rufen lassen, und das Mindeste, was er mir für die Heilung seiner Donna vergelten kann, wird das sein, daß er mich entspringen läßt. Horch da, der Riegel rasselt! Ich wußte wohl, daß Freiheit nicht fern sein konnte.
Legt sogleich diese Kleider an statt der Eurigen, Herr. Ihr seid kein Gefangner mehr, Ihr seid ein freier beglückter Mann, wenn es Euch gelingt, die Heilung der Dogaressa zu vollbringen, zu welcher ich Euch eben führen will.
[165]Wie das leuchtet! Wie das blitzt! Wie das schauerlich-süß durch Mark und Adern dringt! Befreier, Heiland, trautester Ritter mit dem dunklen Lockenhaar, wann nahst Du Dich! Ich sehe aus einem Grabe einen Schatten steigen. Er fällt in Moder zusammen; ein andrer leuchtender folgt ihm. Ich sehe den leuchtenden kämpfen mit einem gräßlichen Gespenst, das er schnell bezwungen hat. Da eilt er hin über die schwarzen Gräber! Da spiegelt sich so silberflammig der Mond in seinem Strahlenpanzer! Nun seh' ich ihn stürmen im rasenden Sturm über den Platz des heiligen Marcus. Nun braust er die Stiege herauf. – Zu mir – zu mir – –
Mehr Lichter, Wärterin, besorgt nach diesem Theil des Gemachs; doch stellt sie sorgsam so, daß nicht Blendung [166] die Kranke treffe. Wie ich Euch sagte, Hoheit zwei nächtige Stunden reichen hin, die Heilung Eurer Nichte zu bewirken; doch muß ich eine Bedingung machen.
Daß ich allein sei mit der Kranken, so lange mein Operiren währt, völlig einsam mit ihr und ungestört. Nahte sich ein einzig Wesen dem magnetischen Umkreis, welchen ich ziehe, so wäre die holde Dame ohne Rettung dem Tode verfallen.
Nimmermehr kann ich diese Bedingung gestatten. Venedigs erste und schönste Frau in der Nacht allein mit einem Mann – mit einem deutschen Wunderdoctor – –? Nimmermehr das!
So stirbt Euer Kind, Eccellenza, stirbt noch in dieser Stunde. Befehlt, Herr, daß man mich in mein Gefängnis zurückführe.
Halt einen Augenblick! Er naht sich dem Lager der Kranken. Soll dieser holdseligste Liebreiz, wie er je seit der Welten Schöpfung ein Weib geschmückt, soll er für immer zu Grunde und Grabe gehen? Das wäre gräßlich? Wohlan, Herr, auf Euer Gewissen wälze [167] ich allein jede mögliche Folge. Ihr sollt allein ganz ungestört sein mit dem Kleinod meines Lebens. Ich gehe; aber verschließe Euch der Himmel in alle Ewigkeit seine Thore, wenn Ihr Eure Gewalt nur so weit mißbraucht, als ein Haar beträgt! Ihr hört es; den Frevler strafe Gottes Weltgericht!
Freund, geliebtster, warum stehst Du doch so fern? Nahe, o nahe Dich mir, sieh, die Arme öffne ich Dir weit mit glühendem Verlangen. Komm, ach komm!
Ha, ruf'st Du so, Schönste der Schönen? Nun, so fluch' ich Dir, Enthaltsamkeit. An Deine Brust, Gipfelreiz der Sünde; in deine Arme, Hölle, werf' ich mich! Meines Lebens Ewigkeit verspiel' ich um diese Rose! –
Gräßliches Schicksal! Himmel, rächst Du so eine That, zu der der Sturmdrang der Natur den Jüngling peitschte? Hölle, strafst Du so Deine Freuden? In schauerliche kalte Modergruft begraben, ein Lebendiger! Auf faulem Stroh, in Banden und Ketten, nimmermehr beschienen von der Sonne mildem Strahl! Dicht unter mir die eiskalten Wellen rauschend, todeskalt an's Herz mir steigend! Neben mir in trauter Gemeinschaft, mein Lager theilend, Molch und Wurm [171] und Kröte! Fluch Dir, Himmel, Fluch, Hölle, auch Dir! Ist das Leben? Natur, abscheuliches, listiges Ungeheuer, Du stiehlst mir mein Leben in jeglicher Minute. Finsterniß gähnt mir entgegen. Kein Wesen ruckt und regt sich in diesen Schaudernächten, als der gräßliche Wahnsinn, der aus dem fürchterlichen Chaos geboren wird!
Fiordiligi! Fiordiligi! – Satan, schenke meiner Stimme Löwenstärke, daß sie mich vernehme! Hier, hier unten, tief unten, Weib, sitzt Dein Getreuer bei Schlange und Eidechs. Ha, so rasselt, ihr schweren Ketten! Brause drunten gewaltiger, Du nächtiges Gewässer! Fiordiligi, Fiordiligi, es ist Faust, der nach Dir ruft, Dein Faustus, der Verlorene, im tiefen Seufzerthurme!
Dich rett' ich, Du Geliebter! Deine Ketten spreng' ich durch der Liebe Allgewalt. Einen Augenblick, Faust, und Du bist befreit! Und dann mit Dir, allein mit Dir, über den weiten Ocean!
[172]Was sagst Du, Alter? Rede Vernunft, nicht so gräulichen Wahnsinn, wie Du thatest. Entflohen, sagst Du? Sagst: Entflohen Beide! Sie, meines Lebens höchstes Kleinod, mit dem Scheusal, das es mir zertrümmerte; mit dem Sohn der Hölle, den ich zu martern gedachte mit Qualen, wie sie nie ein lebend Wesen erduldete? Entflohen! – – Ha, so läutet Sturm durch ganz Venedig! Jagt hinaus zu allen Thoren, sie zu fangen Beide; füllt Adria's blaue Wellenbrust mit Schiffen! Ich muß ihn haben, hörst Du, Alter? muß mich an ihm rächen, oder ich verderbe ganz Venedig!
Faust, mein Geliebter, in meinem Busen wogt die Angst. Horch, wie die Wellen brausen und steigen! Sie verderben uns. Das ist des mächtigen Dogen Ingrimm. Adria's Fluth ist seine Braut; er hat sie beschworen, uns zu verderben.
Mein süßes Leben, über dieses Sturmes Rabenschwingen [173] thront die schirmende Gottheit. Gottheit? ja, Du bleiches, unschuldiges Kind, die Gottheit; aber mir bebt das Herz vor diesem Namen! Wohlan, so kämpf' ich auch, wenn Alles uns verläßt, für Dich, mein höchstes Gut, gegen den Himmel selbst. Ruhig, Fiordiligi, ich rette Dich aus Sturm und Wassersnoth!
Flectere si nequeo superos, Acheronta movebo!
Ich kann nicht mehr! Meine Hand erlahmt; das Ruder ist meiner Faust entsunken. Soll ich Dich verlieren, theuerste Perle, unersetzlicher Edelstein? Nimmermehr! Nun, so will ich den Acheron bewegen, den Styx und Phlegethon, die ganze Hölle. Satan, herauf! Rette mich und dies Weib! Da für verschreib' ich Dir auf ewig meine Seele!
O Jammer! Faust, was thust Du! Laß ab davon; laß uns viel lieber untergehen! Engel des Himmels, beschützet uns! Breitet Eure Schwingen um uns Verlorene!
So trag' ich Euch Beide über die schwarzen Fluthen hin, durch Nacht und Sturm. Hei, Du süße Doppelbeute, ist das nicht lustige Meerfahrt? Ruht es sich nicht sicher in Satan's schwefliger Umarmung? –
Verfluchter Teufel, Du hast mich betrogen! Nicht errettet hast Du sie; in Deinem Arm, Du Scheusal, ist sie gestorben!
Meint Ihr, Herr Faust, Herr Philosophus, Herr Wundermann, meint Ihr, Satan gebe Vor schuß? Satan leiste, wo er nichts empfangen hat? Ei, das wäre in der That ein dumm Capitelchen aus der Hölle Gedenkbuch! Nicht so, Freundchen; das Spiel geht anders. Erst das kleine Titelchen mit Blut nach altem Brauch; dann Dein die Braut, und lebendig Wort ist Schall; Name ist Dunst; Eid ist leerer Rauch und Hohn. Blut allein ist der Mensch selbst [175] mit seinem Willen und Begehren, mit seinem Hoffen und Verheißen, mit seinem Sein und Wesen, mit seiner Gegenwart und Zukunft; mit seiner Zeitlichkeit und ganzen Ewigkeit! Blut, Faustus, gib Dein Blut! Sobald es rosenroth strömt auf dieses Pergament, sobald wird diese leben und in Deiner Umarmung athmen.
So lange Dein und ihr Leben dauert; Satan, weißt Du, kann nicht vernichten. Muß ich Dich, Zögling der Natur, erinnern, an ihre ewigen unabänderlichen Gesetze?
Mein Sohn, lies weiter! Das kann Fausti letztes End' nicht sein. Die Geschichte ist noch nicht aus. Es kommt noch ein Capitel.
Großmutter, das ist so schaurig. Draußen heult der Sturm so schrecklich. Will wohl gern weiter lesen; sollt's aber nit erst ein Stück aus der Bibel sein?
Das soll's sein, mein herzig Kind! Schlag' auf Dein neu Testamentum; wie da geschrieben steht im schönen Evangelio Sancti Johannis, da ließ gleich Capitel zwölf und was da weiter folgt.
»Wahrlich, wahrlich, ich sage Euch: Es sei denn, daß das Weizenkorn auf die Erde falle und ersterbe, so [177] bleibt es allein; wo es aber erstirbt, so bringt es viele Früchte. Wer sein Leben lieb hat, der wird es verlieren, und wer sein Leben auf dieser Welt hasset, der wird es erhalten zum ewigen Leben. Wer mir dienen will, der folge mir nach, und wo ich bin, da soll mein Diener auch sein. Jetzt ist meine Seele betrübt. Und was soll ich sagen: Vater, hilf mir aus dieser Stunde: doch darum bin ich in diese Stunde gekommen. Vater, verkläre Deinen Namen! – Da kam eine Stimme aus dem Himel: Ich habe ihn verklärt und will ihn abermals verklä ren.« – Soll's nun genug sein, Großmutter? Mir ist leichter zu Herzen; wie die selige Mutter sagte: »Nun ist Dein Engel wieder bei Dir.« –
Warum verfolgst Du mich, Weib, wie mein böser Dämon, wie den Verbrecher (hu, mich schaudert!) die Rache des Richters?
»Herr, strafe mich nicht in Deinem Zorn, züchtige mich nicht in Deinem Grimm! Herr, sei mir gnädig, denn mein Gebein ist erschrocken. Wende Dich, Herr, und errette meine Seele! Hilf mir um Deiner Gnade willen! Denn im Tode gedenkt man Dein nicht. Wer will Dir in der Hölle danken? –
Das ist die Geisterstunde; süßer, sel'ger nie erlebt' ich eine. Granatbaum duftet, Nachtigall seufzt und flötet in seinen dämmernden Zweigen. Wie ein weißes Meer der Seligkeit wogen und wallen die Düfte der Orange. Prachtschloß der Mendozas, so liegst Du vor mir, ein gewaltiger Coloß! Donna Clara, Ihr ruht weich gebettet im seidnen Pflaum. Ich liebe Euch; bei den Ruinen des Alhambra, ich liebe Euch, bete Euch innigst an; aber diese Anbetung soll mich nicht hindern, der kleinen Pedronella ein verliebtes Ständchen zu bringen:
Was Teufel dort für ein Rauschen in den Lorbeerzweigen! Ein streifender Schatten! Wie? Gar ein Nebenbuhler? Verwünschter Rival, Dich belaur' ich!
Wahrt Euch, Herr Ritter, denn ich führ' auch [182] ein Schwert. In Spanien bringt man nie unbewehrt ein Ständchen.
Zum Teufel send' ich Dich und Dein Schätzchen, das falsche Kätzchen! Vertheidige Dich, spanischer Hund!
Herr, ich bitt Euch, eilt fort; wir sind verloren! Es nahen Fackeln; Edle, Damen, Ritter, Knechte in Menge. Donna Clara de Mendoza, sie hat Alles vernommen, sie eilt hieher, von Rache und bitterm Groll überwallend.
So bleib' ich, Caspar, mein Schwert gesenkt auf diesen blut'gen Leichnam! Rache gegen Rache, Groll gegen Groll, Hohn gegen Hohn! Auch diese Rose also verloren?? –
Sein Geist verfolgt mich! ich erschlug ihn am Altar, dieweil er betete; sein Weib verführt' ich, dieweil er vor dem steinernen Bilde des Gekreuzigten sich verblutete. Wie viele hab' ich nun erschlagen? Und die Erinnerungen (selbst die frühen reinen in Blut getaucht) steigen auf wie grimme Geister! – Ich kann nicht weiter; meine Füße knicken; mein todtmüder Leib bricht zusammen. Herbstlich kalt die Nacht; schon erwacht [184] der Sturm; nirgends ein Obdach, als Baum und Busch. Wie lang, o wie lange ist es her, daß mich kein gastlicher Heerd aufnahm? Was ist dies? Mein Kopf stößt sich an ein Gemäuer, eine alte verfallene Klosterkirche? Hu, Kirche! Wär's lieber ein altes Ritter-, Hexen-, Zauber-, Geisterschloß! Wie tapp' ich nun in der Finsterniß nach einem Eingang! Halt, da ist eine Oeffnung. Wer bürgt mir aber, daß ich nicht in ein grauses Verließ hinabstürze, daß ich dort unten in grausiger Tiefe halbzerschmettert langsam mein Leben aushauche? Dein Leben? Elender! Ha, so stürze Dich mit Wollust hinab, dreihundert Klaftern tief in die entsetzliche Kluft; denn nie gab es eine Menschen seele, welcher das Leben ein grimmigerer Feind und Verfolger war!
Das scheint keine Felsschlucht; ein verfallenes Gemach scheint es zu sein. Fänd' ich hier etwas Stroh, um die zermorschten Glieder nur noch eine müde Nacht zu strecken, vielleicht die letzte!
Ein hartes Lager für einen, dem das Leben gichterisch-tödtend durch alles Gebein zuckt! Kalter Stein; etwas moderfeucht. Mich friert; nun, so wärme Du mich, mein luftig spanisch Mäntelchen! Süßer Traum, süßer Nachttraum, komm; beglücke mich zum letzten, [185] zum allerletzten Mal. O viel lieber möcht' ich rufen: Süßer Tod! – – Wenn nur nicht – – –
Frühling! Frühling! Giebt's denn einen Frühling? Ja, ich finde mich wieder auf der Blumenwiese; ich breche die Blumen, ich zerpflücke in meiner Hand die goldnen Sterne; Dir, Holdeste, streu' ich sie in Deinen Schooß! Cäcilie, Cäcilie, reines süßes Kind! Da kommt der Moder gleich dazwischen – in der Gruft Kröte und Schlange – Wiese wird zum Kirchhof – lichte Blume zum dunklen salpetrigen Gestein! – Wehe, wehe, und die Blutmaske steigt auf, und die ganze Natur erhebt sich; Welt stürzt zusammen, Himmel fällt über mich. – Heiland, wer regt sich hier [188] neben mir? Welch' kalte Hand faßt mir über's Angesicht? Springt schaudernd auf. In der Hölle Namen, Genosse dieses kalten Lagers, Genosse der Finsterniß – – wer bist Du!
Lüge, teuflischere Lüge! Nicht zur Hälfte bin ich verdammt wie Du. Du hast den Heiland verstoßen vor Deiner Thür!
Lüge, noch teuflischere Lüge! Ich werde den Heiland finden dereinst. Du kannst ihn nicht finden, Faust, Faustchen, Faustlein, Faustulus, armseliger Homunculus, Du kannst ihn nimmermehr finden! Denk' an den Guckkasten! Denk' an den Amazonenstrom! Denk' an das Vampyrbild Amanda! Denk' an Rom und die Lagune! –
[189]Verfluchter ewiger Jude! unwürdigster aller bärtigen Greise, ich sage Dir, ich kann ihn finden. Auf einem Gebirg, nicht mehr weit von hier, steht die unsichtbare Kirche, in welche die verlornen Kinder berufen werden durch ein unsichtbares Glockenläuten; dorthin wandl' ich, gehe hinein zur engen Pforte, falle nieder vor Gott und seinem Sohn. Beide sind gnädig. Hosianna, gnädig ist unser Gott, geduldig, langmüthig und von großer Güte! Es wird Freude sein im Himmel über einen Sünder, der Buße thut. Ich werde den Heiland finden, Ahasverus.
Nein, nein, Faust. Natur herrscht über Dir immer und ewiglich; in der Natur Sata nas. Kannst Du die Natur lassen, Faust? Kann Natur Dich lassen? Nimmermehr, Du wirst den Heiland nicht finden!
Mir ist Ihr Wunsch zu Ohren gekommen, meine Herren; Sie begehren stark, einander von Angesicht zu schauen. Bei Himmels Licht ist dies nicht wohl möglich und thunlich; es thut's halt nimmermehr; aber bei meinem Licht wird's sich machen. Nun, so betrachten Sie Sich in Mephisto's Namen, so lange es Ihnen beliebt; ich hab' Zeit und Geduld. Studiren [191] Sie meinethalben den ganzen Weltfluch heraus aus Ihren Runzeln und Leberflecken; ich werde so frei sein und Ihnen leuchten. Zu guter Letzt bezahlt Ihr mir doch Beide die Mühe.
Um Vergebung infernalische Hoheit, ein solches Schicksal wäre vielleicht bei dem Herrn Fausto, auf welchen ich Zeit meines jugendlichen Lebens nicht allzuviel gehalten, möglich; allein bei meinem lieben Freund, dem Herrn Ahasver, dem charmanten, lieben, coulanten ewigen Herrn Juden, ist dies in der That – bei vorwaltenden Literaturinteressen der aufklärungsvollen Gegenwart – ganz unmöglich. Es thut's nicht; das gute Herz gestattet's nicht! Wofür hätten wir reflectirt, poetisirt, kritisirt, liberalisirt, emancipirt? Wofür hätten wir schöne Damen, welche Soiréen geben, vertraut gemacht mit dem Talmud und mit der Beschneidung? Wofür lebten ich und die ser, und jener und derjenige, und jener selbige und dieserjenige in der Fülle oder Nichtfülle unsrer jugendlichen Kräfte? Wofür wären ich und mein Intimus, wir beiden zartempfindenden Hegelings-Dioskuren, die Welt durchwandert von Pankow bis Helgoland, in aufklärungsdürftiger Raserei:
[192] Ceu duo nubigenae quum vortice montis ab alto Descendunt Centauri!
Wofür hätten wir denn, wir Weltlumina alle, einmal in einer champagnerseligen Ostermeßwoche selig einander die Hände gereicht und geschworen, zu ignoriren, ja, Herr Satanas, zu ignori ren, Alles, was Genie hat, außer uns; zu tauchen in den entsetzlichen Lethestrom ewigster Vergessenheit Alles, was nicht mitemancipiren will in der trägen, weltschmerzhaften, aber dennoch frauen-frühlingsduftigen Gegenwart; nicht mit emancipiren will – die Juden und die Judenjungen, und die Frauen und die Hetären, und die Egoisten und die Aufgeblasenen, und die Narren und die Dümmlinge? Wofür, um es mit einem einzigen Wort zu sagen – – – – – – – –
Ahasverus, Deine Züge dünken mich so fern und fremd und uraltvorsündfluthlich, und doch auch so bekannt, so welt- und mir-bekannt. Aber sehr alt bist Du, Ahasverus; mich däucht, schon bemoost sich dein Augenlied, und auf Deiner Nase keimt Schimmel. Wo hast Du Deinen langen Bart, Jude?
Den haben mir die Emancipirjünglinge über Nacht abgeschnitten. Ich soll die Mode mitmachen; [193] ich soll ewig sein, aber auf jung- deutsch ohne Bart. Was Dich betrifft, Faust, Du scheinst so jung und bist so welk.
Du irrst, Faust. Der Zweifel altert nicht, aber der Siroccohauch des Naturgotts Dionysos und die Frauen. Ach die Frauen! Sie richten in den Angesichtern der Jünglinge eine solche grausige Verheerung an.
Natur, immer Natur! Warum Jude, frischest Du in meinem zerstörten Gedächtniß ewig diese Erinnerung auf? Ach und dennoch ist die Natur so süß, so weihevoll und selig, so traumhaft, unwiderstehlich! – O Natur, grausige Medea, warum vergiftest Du Deiner Kinderliebste mit der Milch Dei ner Brüste? Kannst Du mir sagen, Ahasverus, was Leben ist?
Ach kann es, Faust, ich kann's am besten. – Leben ist das Schrecklichste der Schrecken: eines Wanderns Ewigkeit.
Versuchung? Wurm, warum läßt Du Dich versuchen? Mich, den Unseligwandernden, ficht kein Versucher an und keiner Sünde Maienblüthe. Nur Ruhe, Ruhe, das ist mein ewig Dursten.
Was kümmert mich Dein Grab? Find' es, oder find' es nicht, alter bemooster Judengreis! Aber, daß Er die Kirche nicht erschaue, und das Glockengeläut, wovon er faselt, nimmer vernehme, dafür ist gesorgt. Erkennst Du dies, Faust? Erkennst Du die Blutthat der Lagunen? Wo ist nun Fiordiligi?
Wehe, wehe, das ist meine Seele, meine arme Seele in Blut und Feuerflammen, unrettbar verloren! Hinaus, hinaus, verschlinge mich, uralte Nacht! Folge mir nicht, Ahasverus; ich bin unseliger, als Du! –
Siehst Du dort jenes einsame Haus herüberleuchten, abendlich-goldig, über die weiße Schneefläche? Dorthin führe mich, mein Diener; dort sei meine letzte irdische Heimath; denn ich fühle, daß ich nun vollenden muß.
Herr, was redet Ihr vom Vollenden? Ein Mann wie Ihr, dem – mit Verlaub – allstündlich die infernalische Hilfe zu Befehl steht? Ei, nein doch; das ist nur so ein Uebergang, so eine Krisis; es ist mir auch geschehen. Ihr werdet genesen, Herr, wieder neu aufblühen zu neuer Lust – –
[196]Fluch, ewiger Fluch, Fluch eines Sterbenden sei aller Erdenlust! Schaffe mich fort nach jener Hütte; ich fühle mein Ende nahen.
Er ist unverbesserlich, mich däucht sehr hypochondrisch. Nun, ich trug in meiner Jugend als rüstiger Müllerbursch wohl drei Mehlsäcke; ich raff' ihn auf meine Schultern und trag' ihn, wohin er will, wie einst der große Christophel mit unserm Heiland that.
Legt ihn nur auf jenes weiche Lager, guter Herr; das wird ihn stärken, und ich will ihn treulich pflegen bis daß er genesen ist. Wie leid thut es mir doch, daß Großmutter nicht daheim! Die kommt erst mit morgen aus der Stadt, hat frische Kräuter eingekauft. So, guter Herr, jetzt liegt er bequem. Nun hol' ich die Tropfen.
Liebes Mädchen, Du bist sehr jung, zart schön und behilflich, und das Alles lohne Dir unser Herrgott. Aber wenn Du einmal die Tropfen holst für meinen armen Herrn, bitte Dich, bring' etwas Speise [197] mit für den Caspar, der, eben so arm, aber weit hungriger ist.
Theurer Herr, da sind meine zwei Hände. Aber sie werden Euch wenig helfen von Eurem Uebel. Wollt Ihr aber dieses Elixir nehmen, das Großmütterlein bereitet – das ist das Lebenselixir – davon wird Euer Leib gewiß genesen.
[199]»Ich habe es von dem Herrn empfangen, das ich [200] Euch gegeben habe. Denn der Herr Jesus in der Nacht, da er verrathen ward, nahm er das Brot, dankete und brach's und gab's seinen Jüngern und sprach: Nehmet hin und esset; das ist mein Leib, der für Euch gebrochen wird. Solches thut zu meinem Gedächtniß. Desselbigen Gleichen nahm er auch den Kelch nach dem Abendmahl und sprach: Nehmet hin und trinket Alle daraus; dieser Kelch ist das neue Testament in meinem Blut, das für Euch vergossen ist zur Vergebung der Sünden. Solches thut, so oft Ihr's trinket, zu meinem Gedächtniß. Denn so oft ihr von diesem Brot esset und von diesem Kelch trinket, sollt Ihr des Herrn Tod verkündigen, bis daß er kommt. Nun aber ist Christus auferstanden von den Todten, und muß herrschen, bis daß er alle seine Feinde unter seine Füße lege. Der letzte Feind, der aufgehoben wird, ist der Tod.« –
Um Vergebung, Herr Faust, Herr Zweifler, Herr Apostat, Herr Renegat, Herr eingeteufelter Naturgeweihter, oder wie Ihr Euch sonst zu nennen beliebt: [201] Der letzte Feind von Allen ist nicht der Tod, sondern das bin ich, ich, Satanas. Erdenwurm, erkennst Du das?
* Aus dem Kelche dieses Geisterreiches
Schäumt Ihm die Unendlichkeit. *
Schiller.
Stabat mater dolorosa
Juxta crucem lacrimosa,
Dum pendebat filius,
Cujus animam gementem
Constristatam ac dolentem
Pertransivit gladius! –