42. Ein jedes Ding hat seine Zeit. Auf Alcestes 1
Fußnoten
1 Diese Uberschrifft hat einen so grossen Zulauf gefunden, dass ich selber viel gehöret habe, die sie bey gelegner Zeit mit Vergnügen angezogen, und auswendig hergesaget haben. Nun weiss ich dieses keiner andern Ursach zuzuschreiben, als dass darinnen dieSitten gewisser Leute dieses Orts so natürlich beschrieben sind, dass mancher darinn nicht allein sein eignes, sondern auch seiner Gefährten Ebenbild erkant: und wie sonst in eignem in viel erhobne Zirckel getheilten Spiegel ein Gesicht sich in vielen Schatten zeiget; also er hergegen in diesem viel Gesichter in einem Schatten gesehen, und folgends wegen der Gemeinschafft sich über seine eigne Ungestalt nicht entsetzet hat. So dass Horatius mit recht gesaget hat:
Tu quid ego, et populus mecum desideret audi:
Si plausoris aeges aulaea manentis, et usque
Sessuri, donec Cantor, vos plaudite, dicat;
Aetatis cujusque notandi sunt tibi mores,
Mobilibusque decor naturis dandus, et annis.
De arte Poet.
2 Das weiss ich nicht gewiss, weils Wercke sind der Nacht und Finsternüss. Was Wercke der Finsternüss sind, ist einem jeden bekant. Wannenhero diese neue Ironie desto glücklicher ist, weil eben durch die Ursach, warum man ein Ding nicht bezeichnen kan, dasselbe hell und klar vor Augen gestellet, und die Sittsamkeit des Lesers so zu sagen übervortheilt wird.