Briefmarken

Germania, die was auf den bunten Marken
der Reichspost prangt, hat längst die Nase voll.
Sie ist ein Weib. Wir brauchen einen starken
und kräftigen Mann, der künftig prangen soll.
So leg ich denn den Finger an die Nase
und denke nach: Wer ist der Ehre wert?
Herr Chamberlain? Herr Oldenburg? Herr Haase?
auf einem Hoppe-Hoppe-Reiter-Pferd?
Doch nehmen wir die Götter aus den Tempeln
– zum Beispiel Herrn von Heydebrands Gesicht –,
dann traut sich der Beamte nicht zu stempeln;
so geht das also nicht.
Dieweil man aber jene kleinen Blättchen
mit zähem, weichem Klebestoff bestrich:
wie wäre es, samt seinen Ordenskettchen,
mit Helfferich?
Doch einer noch. Alldeutschlands Schafe bähen,
der Schäfer vorneweg: »Ein Bismarck fehlt!«
Wer weiß, wenn sie ihn heut regieren sähen . . .
Nun gut. Wenn den die Reichspost wählt?
Der Kopf spricht. Horch! Wie sich die Brauen heben!
– »Ihr könnt mich alle auf die Briefe kleben!«

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TextGrid Repository (2012). Tucholsky, Kurt. Werke. 1918. Briefmarken. Briefmarken. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-64C7-D