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Der letzte katholische Priester zu Westerstede war bei seinen Pfarrkindern sehr beliebt, und als er nach der Reformation von seiner Stelle gedrängt wurde, um einem lutherischen Prediger Platz zu machen, erbot sich die Dorfschaft Hollwege, ihn bis an sein seliges Ende zu verpflegen. Der alte Priester hielt sich indes ausnehmend frisch und gesund. Den Hollwegern, welche auf seinen baldigen Tod mochten gerechnet haben, wurde allmählich die Zeit lang, und da die Kosten immer kein Ende nahmen, ließen sie endlich den Greis durch einen gedungenen Strolch erschlagen. Damit die Tat nicht ruchbar werde, mußte der Leichnam heimlich weggeschafft werden. Die Hollweger trugen ihn daher in dunkler Nacht zum Dorfe hinaus. Wie sie aber bei dem Hause eines Schusters vorbeikamen, klopften sie den Schuster aus dem Bette und bestellten für »Oll Heer«, der zufällig bei ihnen sei, ein Paar Schuhe, er könne gleich das Maß nehmen. Der Schuster öffnete das Fenster, und die da draußen hoben den Leichnam auf die Fensterbank, setzten ihn dorthin und stellten ihm, damit er nicht umfalle, einige Stützen unter, dann schlichen sie davon. Bald war der Schuster fertig und sagte dies dem Oll Heer, [270] der sein Bein noch immer ausgestreckt hielt; aber er bekam keine Antwort. Der Schuster sprach zum zweiten Male und lauter; aber keine Antwort erfolgte. Als auch die dritte Anrede vergeblich blieb, lief dem Schuster die Galle über; zornig stieß er den Leichnam aus dem Fenster und rief: »Meinst du, daß ich deinetwegen die ganze Nacht das Fenster offen halten soll?« und machte das Fenster zu. Der Leichnam fiel schwer nieder und blieb still liegen. Da ward es dem Schuster ängstlich, und als er nach einer Weile zusah und den steifen Leichnam fand, glaubte er, daß infolge seines Stoßes Oll Heer das Genick gebrochen habe. Nun war er in großer Not. Er beratschlagte mit seiner Frau, und es ward für gut befunden, daß der Leichnam noch in selbiger Nacht beiseite geschafft werde. So nahm denn der Schuster den Toten auf die Schulter und trug in ins Lengener Moor, um ihn dort in einen Torfspitt zu versenken. Als er seinem Ziele nahe war, kamen ihm zwei Männer entgegen mit Speck, den sie in derselben Nacht gestohlen hatten. Wie diese in der Stille der Nacht auf dem wilden Moor einen Mann kommen sahen, der einen Mann auf der Schulter trug, hielten sie es für Spuk, warfen den Speck fort und machten, daß sie davonkamen. Der Schuster aber verrichtete das Werk, das ihn hergeführt hatte, nahm dann den Speck zu sich und ging damit nach Hause. Als ihn dort seine Frau fragte, wie er den alten Herrn los geworden sei, erwiderte er: »Den habe ich für zwei Seiten Speck umgetauscht«, und legte ihr den Speck auf den Tisch.