f.
Ich war 13 Jahre alt, meine Schwester, die an einer schleichenden Krankheit litt, 12 Jahre. Wir schliefen mit den Eltern in einer Kammer, meine Schwester bei meiner Mutter, ich beim Vater, die Betten standen nebeneinander, durch einen meterbreiten Gang von einander getrennt. Eines Tages erzählte meine Mutter dem Vater, sie habe verschiedentlich auf der Stelle, wo er schliefe, ein Licht brennen sehen, er möge doch vorsichtig sein, sie habe große Angst für sein Leben. Ich merkte, daß die Nachricht dem Vater nicht angenehm war, aber er schwieg dazu. Unterdeß ging es mit der Gesundheit meiner Schwester immer mehr abwärts, sie spielte und ging noch umher, aber ihr Zustand [161] ließ es doch rätlich erscheinen, mich auszuquartieren, ich mußte fortan in einer Nebenkammer schlafen. Eines Nachts wurde ich geweckt, die Kranke hatte nach mir verlangt. Wie der Blitz fuhr ich aus dem Bett und stand bald darauf am Lager der Schwester. Sie schlang ihre Arme um meinen Hals und rief meinen Namen, dann legte sie sich zurück. Nach einer Weile sagte sie: »Nun legt mich in Papas Bett, da liege ich besser.« Kaum war sie dort gebettet, gab sie ihren Geist auf. Dort, wo sie ihr Köpfchen im Sterben neigte, hatte meine Mutter das Licht brennen sehen. (Vechta.)