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Die Haube oder Weibermütze ist auch hier zu Lande das Zeichen einer verheirateten Frau, und an verschiedenen Orten kommt bei der Hochzeitfeier ein scherzhafter Kampf der Frauen und Mädchen um die Braut vor, bei welchem die ersteren ihr die Haube aufzusetzen suchen, während die letzteren sie in ihrem Kreise zu behalten streben. Natürlich muß schließlich den Frauen der Sieg verbleiben, aber die Haube ist dabei oft in Fetzen gegangen. Der Brauch ist im Münsterlande und im Norden bekannt und beliebt. Die Mädchen schleichen sich auch gern in die Brautkammer und stecken mit Nadeln das Ober- und Unterbett zusammen. – Bei Vechta trugen früher die Frauen schwarze mit Goldstickereien versehene Kappen, die Mädchen weiße, verziert mit rotseidenen Bändern. Man trug die Kappen nur auf dem Kirchgange und legte sie im Kirchdorf, um sie zu schonen, bei Putzmacherinnen, Kaufleuten usw. nieder. Die Kappe hatte ein breites Mundband und wurde unter dem Kinn zugehakt. Hatte sich ein Mädchen verheiratet, so wurden ihm am Abend des Hochzeitstages »die Kappen upgedanzt.« Jede der auf der Hochzeit anwesenden Frauen und zwar nur Frauen, tanzte mit der Braut, der vorher von einer Nachbarin die schwarze Frauenkappe aufgesetzt war. Dabei legten die Tanzenden ein Geldstück auf den Teller der Spielleute. Jede mit der Braut Tanzende hatte auch das Recht, etwas für die Spielleute zu fordern, z.B. Schnaps, Wein, 12 Kerzen usw., was dann der Hochzeitsgeber beschaffen mußte. – Die Eingänge zu den Kirchen im Münsterlande hatten ehemals Portale, Vorbaue oder Vorhallen. Sie hießen »Wiwerburs« [200] (in Steinfeld Flerbur), weil die Frauen und Mädchen vor dem Betreten der Kirche einen Augenblick darin verweilten, um ihre Hauben in Ordnung zu bringen, falls dies nicht vorher in einem Hause des Kirchortes besorgt war.