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In einem Wirtshause der Landgemeinde Oldenburg diente eine Magd, welche mitunter des Nachts sich ankleidete und aus der Haustür ging und nach einer kleinen Weile wiederkam. Nachher erzählte sie dann wohl, es werde nächstens ein Leichenzug vorüberkommen, und dies traf immer ein. Als einst die Magd wieder hinaus wollte, hielt das andere Mädchen sie fest, worauf sie flehend bat, sie gehen zu lassen, und sich loszureißen versuchte. Als sie endlich frei kam, lief sie in aller Eile aus dem Hause und kehrte erst nach geraumer Zeit fast atemlos zurück. Da bat sie denn das andere Mädchen, sie künftig nicht wieder fest zu halten, denn sie müsse es sehen [172] und habe jetzt beinahe bis zum Kirchhofe laufen müssen, um den Zug einzuholen. (Oldenburg, ganz ähnlich Bisbek). – Auf dem Gerberhof bei Oldenburg lebte ein Mann, den es gleichfalls des Nachts häufig hinaustrieb, um Spuk zu sehen. Als er einmal ruhig in seinem Bette schlief, banden seine Hausgenossen ihn mit Stricken an die Bettstelle fest, indem sie hofften, ihn so von seiner Plage zu befreien. Nicht lange hernach wachte er auf und wollte aufstehen, und als er sich gebunden fand, bat und flehte er, ihn loszumachen, und arbeitete mit aller Kraft an den Stricken; zuletzt schrie er so, daß man ihn endlich befreien mußte. Sofort sprang er in bloßem Hemde aus dem Bette und aus dem Hause und eilte nach Oldenburg und in der Richtung auf den Kirchhof zu. Aber er kam zu spät, um den Leichenzug, der vorspukte, noch zu sehen, und fiel ohnmächtig auf dem Wege zur Erde. Eine halbe Stunde nachher fanden ihn die Hausgenossen, die ihm nachgelaufen waren, dort liegen und brachten ihn mehr tot als lebendig nach Hause. Er ist nachher auch lange krank gewesen, hat aber doch Spuk sehen müssen nach wie vor.