[100] An eine Kirchhofs-Linde
Wenn dereinst im lauen Abendwinde
Unter deinem Schatten, hohe Linde,
Hin ein Lebensmüder sinkt,
Und aus deinen Silberblüthen
Süße Düfte trinkt;
O, dann lisple leis' dem armen Müden:
»Hier wohnt Ruhe! hier wohnt stiller Frieden,
Trockne deine Thränen ab;
Unter diesem grünen Hügel
Ist Elisens Grab!
»Sie auch sehnte sich aus banger Schwüle
Nach des stillen Grabes milder Kühle,
Lange ahnend frühen Tod,
Nun verkläret ihre Thränen
Ew'ges Morgenroth!
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»Athme leichter unter dieser Linde!
Wie die Blüthe fällt vom Abendwinde,
Schwindet jedes Leiden hin,
Wenn im öden Kirchhofshaine
Blumen auf uns blühn.«