[25] Danklied
Nach Bürger.
Auf, schwinge dich, mein Lied, empor!
Hinauf in's höh're Sängerchor!
Des Dankes Thräne ströme hin,
Wo Myriaden Geister knie'n!
Da werd' mein tiefgefühlter Dank,
Zum Jubellied', zum Hochgesang;
Für jedes Glück, das Gottes Hand
Im Freudenkranze für mich band!
Daß meine rege Fantasie
Sich Welten schafft voll Harmonie,
Daß ich in ihrem Ozean
Mir Freudenquellen öffnen kann,
Und daß mit höh'rer Schöpferkraft
Mein Geist sich edle Freuden schafft,
[26]Daß ich, erfüll't mit Biedersinn,
Kein Sklave nied'rer Lüste bin;
Daß mir der Wahrheit helles Licht
Durch dunkle Labyrinthe bricht,
Wenn forschend sich nach ihr mein Geist
Aus seines Irrthums Schranken reißt;
Daß mir Gesang und Harfenlaut
Vor Tausenden ward anvertraut,
Daß er mich auf des Liedes Flug
In unbekannte Höhen trug,
Daß mir im Tempel der Natur
Auf bunter Au, in grüner Flur,
Wo Lerch' und Filomele schallt,
Entzückung durch die Seele wallt,
Daß dieses Herz so froh und warm
Hoch schlägt in edler Freunde Arm,
Daß mancher biedre brave Mann
Mit hellem Geist mich liebgewann;
[27]
Daß oft der Hofnung goldner Stral,
Mir glänzt im dunklen Trauerthal,
Daß sie an meiner Lieben Grab
Mir wischt die blut'gen Thränen ab;
Daß dann mein Engel lispelt Ruh
Dem schwer beklommnen Busen zu,
Und führt den thränenvollen Blick
In jene beßre Welt zurück; –
O Gott! das alles kommt von dir!
Mein ganzes Leben weih' ich dir,
Bis ich dereinst vor deinem Thron
Dir dank' in höh'rem Sängerton!