Erste Szene
Sir Hugh, keine Einrede weiter; das qualifiziert sich für die Sternenkammer, und wenn er zwanzigmal Sir John Falstaff wäre, so soll er nicht zum Narren haben Robert Schaal, Esquire, –
Ja, und rotalorum dazu, und einen gebornen Edelmann, Herr Pfarrer, der sich armigero schreibt; auf jedem Schein, Verhaftsbefehl, Quittung oder Schuldbrief, armigero.
Alle seine Deszendenten, die ihm vorangegangen, haben's so gehalten, und alle seine Aszendenten, die nach ihm kommen, können's auch so halten, sie führen alle den silbernen Hecht und Leu, separiert vom schwarzen Gatter, im Wappen.
Tie silberne Läus passe sich kuth fürten alten schwarzen Kater; schreitend nehme sie sich wohl aus; es sein vertrauliche Kreature mit dem Menschen, und peteuten Liebe.
Was wollt Ihr tann mit dem Mehl im Quartier? Vermehlt Euch lieber in der Mühle. – Aber tas ischt alles eins. Wann Sir John sich Unziemlichkeite keken Euch erlaupt hat, so kehöre ich zur Kirche, und soll mir's lieb sein, Euch Wohlkewogenheit zu erzeige und Konkortanzen und Kompensationes zwischen euch zu Stante zu pringe.
's ischt nicht wohlketan, daß der hohe Kerichtshof von einem Schkantal höre; 's ischt keine Furcht Kottes in einem Schkantal; der hohe Kerichtshof, seht Ihr, wird Lust hape, zu vernehme von der Furcht Kottes, und nicht zu vernehme von einem Schkantal; laßt Euch tas zum Avis tiene!
Viel pesser, wann Freunde tas Schwert sein und es enden; und ta kommt mir noch andrer Einfall in tie Ketanke, ter, wann's klückt, keteihliche Konvenienzen mit sich pringt; ta ischt Anne Page, was ischt Tochter des Herrn Keorg Page, was ischt artiges Fräuleinschaft.
's ischt epen selpiges Personal, und krate so akkurat, wie Ihr's praucht; und siepe hundert Pfund und Kolt und Silper wollen ihr der Kroßvater aufm Sterpepett (Kott schenke ihm einen verknügten Auferständnis) vermache, wann sie kapapel ischt und kann siepzehn Jahre hinter sich pringe. Tarum wär's kuter Vorschlag, wann wir abließe von unser Wische Wasche, und intentierte ein Heurat zwischen jungen Herrn Apraham und Jungfer Anne Page.
Soll ich euch Lügen sage? Ich verachte, wann einer lükt, wie ich verachte, wann einer falsch ischt, oder wann einer nicht wahrhaftig ischt. Der Ritter Sir John ischt ta, und ich pitte euch, laßt euch raten von eure wahre Freunte. Ich will jetzt an tie Tür klopfe, wegen tem Herrn Page. He! Holla! Kott pehüte Euer Haus hier! –
Hier sein Kottes Seken, und Euer Freund, und Friedensrichter Schaal; hier ischt auch junger Herr Schmächtig, welcher Euch vielleicht antre Tinge zu perichte habe wird, wann die Sache sich nach Euerm Kusto anstellt.
Ich bin erfreut, euch wohl zu sehn, meine gestrengen Herrn; ich danke Euch für mein Wildbret, Herr Schaal.
Herr Page, ich bin erfreut, Euch wohl zu sehn, recht wohl bekomme es Euch, recht von Herzen wohl; ich wünschte, Euer Wildbret wäre besser gewesen, es war schlecht geschossen. – Was macht denn die gute Frau Page? Ich bin Euch doch allzeit von Herzen ergeben, ja wahrhaftig, von ganzem Herzen.
Sir, 's ist ein guter Hund, und ein schöner Hund; kann man wohl mehr sagen? Er ist gut, und er ist schön. – Ist Sir John Falstaff hier?
Er hat's eingestanden, und ich habe es ausgestanden; ist das nicht wahr, Herr Page? Er hat mich beleidigt, ja das hat er; auf mein Wort, das hat er; glaubt mir's, Robert Schaal, Esquire, versichert, er sei beleidigt.
Dabei kam genug heraus, mein' Seel', und das trage ich Euch auch noch nach, Euch und Euern langfingrigen Schuften Bardolph, Nym und Pistol. Sie schleppten mich in die Schenke, und machten mich besoffen, und mausten mir die Taschen leer.
Still, ich pitt euch! Jetzt habt wohl Opacht: hier sein zwei Schiedsrichter in tieser Sachen, so viel ich's pekreife; tas sein Herr Page, fidelicet Herr Page; und tas sein ich selper, fidelicet ich selper; und tann sein das tritte Part letztlich und peschließlich mein Herr Wirt vom Hosepand.
Sehr praf; ich will mir's notiere in meiner Prieftaschen, und hernach wolle wir zur Prozetur schreite, mit krößter Möklichkeit und Tiskretion.
Der Teufel und seine Großmutter! Was vor Syntax sein tas: er tritt hervor und leiht tas Ohr? Ei, tas sein Affektierunge.
Ja, bei diesen Handschuhen, das hat er, oder ich will mein Lebtage nicht wieder auf meine große Stube kommen! Sieben Grot in alter Münze und zwei Peilkentaler von König Eduard her, die mir drittehalb Schillinge das Stück bei Jochen Miller gekostet haben, bei diesen Handschuhen! –
Merkt auf Avis und laßt guten Humor gelten! Ich werde rufen: in der eignen Grube attrappiert, wenn Ihr Euern Nußknackerhumor auf mich loslaßt; das ist die wahre Notiz davon.
Bei diesem Hut, so ist's der mit dem roten Gesicht gewesen; denn wenn ich mich auch nicht recht mehr besinnen kann, was ich tat, als ihr mich betrunken machtet, so bin ich doch nicht ganz und gar ein Esel.
Und als er kaputt war, Sir, da ward er, wie wir zu sprechen pflegen, auskassiert; und seine Konklusionen gingen mit ihm durch die Lappen.
Ja, lateinisch spracht Ihr damals auch, aber das ist alles eins; solange ich lebe, will ich mich nicht wieder besaufen, als in ehrlicher, höflicher, gottesfürchtiger Gesellschaft, weil mir das passiert ist; und wo ich mich einmal wieder besaufe, da will ich's mit solchen tun, die da Gottesfurcht haben, und nicht mit versoffnen Schelmen.
Frau Fluth, bei meiner Treu, Ihr kommt recht zur guten Stunde: mit Eurer Erlaubnis, liebe Frau! Er küßt sie.
Frau, heiß' diese Herrn willkommen: – kommt, wir haben eine warme Wildpastete zu Mittag; kommt, ihr Herrn, ich hoffe, wir lassen allen Mißmut im Glase.
Na, Simpel, wo hast du gesteckt? Ich soll mir wohl selbst aufwarten, sag einmal? Hast du vielleicht das Rätselbuch bei dir, hast du's?
Das Rätselbuch? Ei, habt Ihr's nicht der Else Kleinsemmel [470] geliehen, auf letzten Allerheiligen, vierzehn Tage vor Michaelis?
Kommt, Vetter, kommt, Vetter, wir warten auf Euch. Ein Wort mit Euch, Vetter; hört einmal an, Vetter; es ist gleichsam ein Antrag, eine Art von Antrag im Werk, der von fernher von unserm Sir Hugh ausgeht; versteht Ihr mich? –
Kebt seiner Motion Kehör, Junker Schmächtig, ich werte Euch tie Sache peschreiplich mache, wann Ihr die Kapazität dazu pesitzt.
Nein, ich werde es machen, wie mein Vetter Schaal sagt, nehmt mir's nicht vor ungut; denn für mein bescheiden Teil ist er Friedensrichter in der Grafschaft, seht Ihr.
Aber könnt Ihr auch Affektionierungen spüren für tas Frauenzimmer? Laßt mich tas in Erfahrung pringen, aus Euerm Mund oder aus Euren Lippen; tann unterschiedliche Philosophie pehaupte, die Lippe formiere kewissermaßen Pestandteil des Mundes; teshalp also präzis: könnt Ihr tiesem Mädchen Eure Neigung zuwerfen? –
Ich hoffe, Vetter, ich werde es zustande bringen, wie es sich für einen schickt, der gern nach der Vernunft zu Werke geht.
Ei, Kotts Erzengel und Holzengel! Ihr müßt wie ein Positif sprechen; könnt Ihr's tahin für sie pringe, taß Ihr Euer Verlangen auf sie werft?
Wenn Ihr mir's vorstellt, Vetter, könnt Ihr mich zu noch viel größern Dingen bringen, wenn sie nur halbwege grundlos sind.
Nein, versteht mich recht, versteht mich recht, mein englischer Vetter: was ich tue, ist nur Euch zu Gefallen, Vetter; könnt Ihr das Mädchen lieben?
Ich will sie heiraten, Sir, wenn Ihr's verlangt, und wenn sich dann auch anfänglich keine große Liebe einfindet, so wird der Himmel sie schon bei näherer Bekanntschaft diminuieren lassen, wenn wir erst Mann und Frau sind und mehr Gelegenheit haben, uns einander kennen zu lernen. Ich hoffe, mit der Vertraulichkeit wird sich auch die Geringschätzung einstellen. Wenn Ihr mir aber sagt, heirate sie, so heirate ich sie; dazu bin ich völlig dissolviert und ganz dissolut.
Tas ischt kanz überkelegte Antwort, pis auf ten Schnitzer im Peiwort tissolut; das Peiwort heißt nach unserm Petünke: resolut; allein tie Meinung ischt kut.
Ich bin nicht hungrig, ich bedanke mich meiner [472] Seel'. Geh, Kerl, obgleich du eigentlich mein Bedienter bist, geh und warte meinem Vetter Schaal auf.
Ein Friedensrichter kann schon einmal seinem Freunde Dank wissen für einen Bedienten. – Ich halte jetzt nur drei Kerls und einen Jungen, bis meine Mutter tot sein wird; aber was tut's? ich lebe doch wie ein armer geborner Edelmann.
Ich spaziere lieber hier draußen, ich danke Euch; ich ward neulich am Schienbein getroffen, als ich mit dem Oberfechtmeister auf Degen und Dolch rapierte, drei Gänge um eine Schüssel geschmorte Pflaumen, und auf Ehre, ich kann seitdem den Geruch von warmem Essen nicht ausstehen. Warum bellen Eure Hunde so? Sind Bären in der Stadt? –
Die Bärenhetze ist mein Leibspaß; aber ich gerate so schnell darüber in Händel, als jemand in England. Ihr fürchtet Euch wohl vor dem Bären, wenn Ihr ihn los seht? nicht wahr?
Das ist nun Essen und Trinken für mich, seht Ihr, den Sackerson habe ich wohl zwanzigmal los gesehn, und habe ihn bei der Kette angefaßt; aber das muß wahr sein, die Weiber haben so gequiekt und geschrien, daß es eine Art hatte; aber die Weiber können sie überhaupt nicht ausstehn; es sind recht garstige rauhe Dinger.
Gewiß und wahrhaftig, ich will nicht vorangehn, nein, wahrhaftig, ich will Euch' nicht so zu nah tun.