[160] An Aglae

Wie sahn wir blühen dich vor wenig Wochen,
Holdselig lächelnd unter deinen Kleinen
Wie eine Rose zwischen Knospen scheinen,
Die deine Schönheit vielfach ausgesprochen.
Jetzt hat der eitle Schimmer dich bestochen,
Dich abgerissen von dem Kranz der Deinen,
Die Welt, die lose Dirne, mußt' erscheinen
Und hat die schöne Blume sich gebrochen.
Durchzittert dich nicht je und je ein Schaudern?
Los bist du von der Wurzel, von den Zweigen,
Und wirst verwelken am gemeinen Busen!
So flüstern hinter dir die keuschen Musen;
Du kehrst dich ab und eilest nach dem Reigen:
»Was wollen diese Mägde mit mir plaudern?«

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TextGrid Repository (2012). Schwab, Gustav. Gedichte. Gedichte. 3. Sonette. An Aglae. An Aglae. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-07A1-9