[173] Reiseerinnrung
Den 2ten May 1816.
Wo die alten Ströme rauschen
Aus dem wald'gen Felsenthor,
Setzt' ich einsam mich, zu lauschen,
Und dies Singen scholl empor:
Es fluthet die Welle
Vom Dunkel in's Helle,
In's grünende Thal aus den Wäldern hervor.
Wenn die Klippen mächtig ragen,
Wenn das Eis die Bahn verhüllt,
Nimmer soll das Leben zagen,
Das aus reichen Tiefen quillt.
Was göttlich entstanden,
Trägt irdische Banden;
Doch strahlt ihm im Busen das himmlische Bild.
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Zürnst du, daß die moos'gen Bäume
Dort die wilde Fluth entrafft,
Wenn sie hier aus dunkelm Keime
Freundlich neue Blüthen schafft?
Im Lieben und Hassen,
Im Nahen und Lassen
Rollt wechselnd durchs Leben die waltende Kraft.
Trümmer müssen bald sich spiegeln
Auf den raschen Wellenhöhn,
Bald von sonnenhellen Hügeln
Stolze Schlösser niedersehn.
Die Schlösser, die Trümmer,
Sie halten uns nimmer,
Fort treibet den Strom das lebendige Wehn.
Aber wenn die leichten Wogen
Durch des Strandes Lust und Graus
Wandelbar hinabgezogen
In Neptunus weites Haus,
Dann breitet um alle
Die himmlische Halle
Mit ewigen Sternen unendlich sich aus.
Also hört' ichs rauschend tönen
Aus der Wogen raschem Streit,
Und ich ging mit stillerm Sehnen
Durch die Waldeseinsamkeit.
Was frommen die Klagen!
Du mußt es ertragen!
Einst rinnen zusammen die Lust und das Leid.