[127] Am 31sten Januar 1816
Um, süße Liebste, dir verstohlen
Ein Lied zu bringen, kam ich her;
Doch sollt' ich Schmerz für Lust mir holen,
Denn einsam war dein Haus und leer.
Wie soll ich jetzt die Sehnsucht zwingen,
Die mich nicht rasten läßt, noch ruhn?
Nichts kann ich thun,
Als schon ein neues Lied dir singen.
Kannst du der Blumen Zahl mir nennen,
Wovon die bunte Wiese glänzt?
Kannst du die tausend Blätter trennen,
Womit im May der Baum sich kränzt?
So ist die Lieb' ein Frühlingsgarten,
Und Lieder sind die Blumen drin;
Eins welkt dahin,
Das andre keimt, und keins' will warten.
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Und wie mit tausendfarb'gen Strahlen
Dein Reiz in meine Seele dringt,
Muß tausendfach der Schmuck sich malen,
Den dir die blüh'nde Liebe bringt.
Lust, Leid und Sehnsucht, Scherz und Klagen,
Furcht, Hoffnung, Wahn und Träumerey,
Ach, was es sey,
Oft weiß ich's selbst dir nicht zu sagen!
Und ob sie ewig auch sich mehren,
Sie wollen alle zu dir hin,
Sie wissen wohl, wem sie gehören,
Und daß ich nur ihr Pfleger bin.
Du wirst die Kleinen nicht betrüben,
Wird auch der Raum dir bald zu voll,
Die Mutter soll
Ja ihre eignen Kinder lieben.