Der Tod einer jungen Christin
Du, junge Christin, komm und schau
Den Tod vor deinen Füßen!
Laß eine Thränenfluth, wie Thau
Auf junge Rosen, fließen!
Denn ach! hier liegt,
Vom Tod besiegt,
Im Frühling ihrer Jahre
Die Freundin in der Bahre.
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Da liegt sie bleich, entstellt und todt,
Die Blum', halb aufgegangen;
Kein stiller Reiz, kein lachend Roth
Scherzt mehr auf ihren Wangen.
Ihr Blick ist Nacht;
Der Schönheit Macht
Liegt, wie von Sturm und Wetter
Zerstreute Rosenblätter.
Senkt nur den Leichnam in die Gruft,
Die Erde mag ihn decken.
Indessen jammert in die Luft
Ein Lied voll Todesschrecken:
O Eitelkeit!
O Eitelkeit!
Soll denn an Todtenbeinen
Der Kummer ewig weinen?
Jedoch ein Blick der Seele schaut
Hinauf zu jenen Höhen,
Wo wir des Mittlers junge Braut
Im Feierkleide sehen.
O wären wir
Bei ihr! bei ihr!
Bei dieser neuen Sonne,
Im Vaterland der Wonne!