An einem Communiontage
Sünden, eure Höllenschmerzen
Treiben mich zum Gnadenstuhl;
Denn ihr brennt in meinem Herzen
Wie in einem Schwefelpfuhl!
Und es schlagen Feuerflammen
Ueber meinem Haupt zusammen.
Ach, wo bist du, Freund der Seele,
Arzt der Kranken, wo bist du?
Tropfen nur von deinem Oele
Heilen große Wunden zu.
Ach, so träufle in das Herze
Lindrung nach dem Höllenschmerze.
[300]
Krank, mühselig und beladen
Lieg' ich auf den Knieen hier,
Rede doch dein Wort der Gnaden:
Kommt, ihr Sünder, her zu mir,
Für die Last auf eurem Rücken
Euch mit Labsal zu erquicken.
Doch, o Freude! schon erschallet
Diese Trostesstimme dort,
Und der Tempel wiederhallet
Jenes gnadenvolle Wort:
Jesus tröstet! rufet! winket!
Kommt ihr Müden, ess't und trinket;
Gehst du? O ihr Füße sinket
Vor dem Donner, der euch droht:
Wer unwürdig ißt und trinket,
Ißt Gericht und trinket Tod.
Sprich, verklagendes Gewissen,
Bin ich fähig zum Genießen?
Nein! so donnert mein Gewissen,
Sünder, nein, das bist du nicht!
Und du eilst mit schnellen Füßen
Zum Verderben, zum Gericht.
Schau! von diesem Kelche flammen
Blitze, die von fern verdammen.
Doch ich eile, weil mein Herze
Den Gedanken stammeln kann:
(Diesen Himmel nach dem Schmerze!)
Jesus nimmt die Sünder an.
Und der Buße Thränen rollen,
Wenn die Donner tödten wollen.
Mit Marien Magdalenen
Fall' ich auf mein Angesicht,
Und es sprechen tausend Thränen:
Richter, ach, verstoß mich nicht!
Sieh auf Zähren, Buß' und Reue,
Sei ein Vater und verzeihe.
[301]
Nun ich wandle zum Altare
Als ein armer Sünder hin,
Esse, trinke und erfahre,
Daß ich ausgesöhnet bin.
Ganze Freudenströme fließen
Auf mein durstendes Gewissen.
Fromme Seele, zittre weiter
Nicht vor Krankheit, Hölle, Tod!
Denn nun sind sie, deine Kleider,
In dem Blut des Lammes roth.
O Versöhner, stürb' ich heute
Noch in diesem Feierkleide!