1085. Der Kohlenbrenner am Silberbrunnen.
Mündlich.
Ein Köhler setzte sich Abends nach vollbrachtem Tagwerke nieder, sein Stücklein Brod zu verzehren. Wie er so einsam vor seiner Hütte saß, schritt ein kleines Männchen in grünem Kleide aus dem Walde hervor und näherte sich ihm. Das Zwerglein war hungrig und bat den Kohlenbrenner um einen Bissen Brod. Das ließ sich der Köhler nicht zweimal sagen. »Nun geh' mit mir,« sagte das Männlein, nachdem es sein Brod verzehrt hatte, »statt des Brodes sollst du Gold haben. Doch vergiß nicht, sind wir bei dem Schatze angelangt, sogleich ein Gebetlein zu sprechen, sonst würdest du Kohlen anstatt Gold davontragen.«
Darauf folgte der Köhler dem Zwerglein in den nahen Berg. Da kamen sie in einen Gang, wo das Gold in Fülle lag. Der Kohlenbrenner war vor Freude außer sich und fing sogleich an zu raffen, was er raffen konnte. Aber in demselben Augenblicke fing es in seinen Taschen zu glühen an – der gute Mann hatte das Gebetlein vergessen. Halb brennend lief er dem nahen Brunnen zu, sich in die Fluth zu stürzen, um den Brand zu löschen. Das Zwerglein aber ließ sich nicht wieder sehen.