1095. Der Pfrentschweiher.
Mündlich.
Bei Pfrentsch in der Oberpfalz nahe der böhmischen Gränze war früher ein großer Weiher, welcher jetzt zum größten Theile trocken gelegt ist. Durch denselben fließt die Pfrentsch, die an einer Stelle einen Kessel von unergründlicher Tiefe bildet. Da wo der Pfrentschweiher lag, war aber vor Alters eine Stadt, welche versunken ist. Nichts ist davon übrig geblieben, als das Schlößchen am Ende des Weihers mit einigen Nebengebäuden. In gedachtem Kessel befindet sich ein großer Hecht, der so alt ist, daß auf ihm Moos und Binsen wachsen. Dieser Hecht trägt einen Schlüssel an einem Bande und wer ihn fängt, soll mit Hülfe dieses Schlüssels die alte Stadt wieder emporheben können. Am Ausgange des Weihers liegen mehrere sumpfige Stellen, die Kräh genannt. Dort geschieht allerhand Spuk, und mancher Betrunkene, der da vorüberging, ist schon in den Sumpf hineingezogen worden. Es wohnte nämlich auf dem Ulrichsberg zwischen Vohenstrauß, Pfrentsch und Weidung ein Einsiedler, der die Kunst verstand, die Geister zu vertragen. Wo damals ein böser Geist hauste und die Leute peinigte, da wußte der Einsiedler Rath. Er steckte den Geist in seinen Sack und lud ihn in dem Sumpfe am Pfrentschweiher ab. Einmal kehrte er mit seinem Sacke bei einem Förster ein, da meinten die Kinder, Bilder, Rosenkränze oder Fingerringe im Sacke zu finden und wollten ihn öffnen. Sie sahen aber deutlich, wie sich im Sacke etwas rührte, auch war er so schwer, daß ihn der Eremit kaum tragen konnte. Hätten sie ihn geöffnet, der Geist wäre sicher in die Kinder gefahren.