1011. Der Kauz oder der Willkomm.
Die vor. Schrift S. 32.
Zur Zeit der Weinlese ging es bei der Anwesenheit eines Domherrn zu Würzburg, welcher die Einsammlung des Weinzehnten für das Domstift beaufsichtigte, und deßhalb der »Herbstherr« genannt wurde, gewöhnlich sehr gastlich zu. Dieser Domherr hatte schon einiges Gefolge bei sich und erhielt während seines Aufenthaltes Besuche von nah und fern, wo es dann Gastereien absetzte, welche übrigens auch zu andern Zeiten des Jahres bei dergleichen Anlässen nicht fehlten. Bei jedem Festmahle machte ein sonderbares Trinkgefäß die Runde. Es war eine Eule oder ein »Kauz« von Silber und hielt etwa zwei und eine halbe Maß. Mit gutem Wein gefüllt wurde dieser Pokal jedem neuen Gaste zum Willkomm kredenzt und so schlich sich nach und nach die Zumuthung ein, daß ihn jeder neue Gast bis auf den Grund leeren mußte. Im Jahre 1611 wurde ein eigenes Buch – »Kauzenbuch« angelegt, in welches die Kauzentrinker ihre Namen und Trinksprüche schrieben.