247. Der heilige Macarius zu Würzburg.
Gropp Wirtzb. Chronik II., 222.
Macarius, ein Mönch aus dem Schottenkloster zu Regensburg, nachmals Abt des Schottenklosters St. Jakob in Würzburg, war nicht sobald zu Würzburg angekommen, als der Ruf seiner Heiligkeit sich verbreitete. Eines Tages kam er in Geschäften zu dem Bischof Embrico, welcher ihn gar freundlich empfing und befahl, nach Landes Gebrauch mit einem guten Trunke Wein zu bewillkommnen. Macarius, fest entschlossen, bei seiner strengen Lebensart und Abbruch von Wein zu verharren, entschuldigte sich ehrfürchtig mit diesen Worten: Mein Vater! ich trinke keinen Wein. Der Bischof versetzte: ich befehle dir aus heiligem Gehorsam, bitte dich auch, daß du zu Ehren des heil. Martyrers Kilian mit mir etwas Weniges von diesem Wein verkostest.
Also stund Macarius zwischen zweien Tugenden, des Gehorsams und des Abbruchs, zweifelhaft, welcher von beiden er folgen sollte. Und siehe, er nimmt den eingeschenkten Becher und verkostet etwas Weniges. Alsdann redet er den Bischof an: Hochwürdiger Vater! ihr werdet aus gleicher Lieb euch gefallen lassen, mir aus diesem Becher Bescheid zu thun. Embrico nimmt solchen von dem Abte, verkostet denselben, und da er merkt, daß es Wasser, verwundert er sich über die Maßen, ruft seinen Mundschenk mit dem Verweis, warum er dem Abte Macarius Wasser eingeschenkt, da er doch befohlen, ihm von dem guten Kiliani-Wein zuzubringen. Der Mundschenk betheuerte gar sehr, daß er von dem besten Weine im ganzen bischöflichen Keller herbeigebracht habe. Hierauf hat der Bischof selbst allen Anwesenden den Becher herum getragen und jedem das aus Wein gewordene Wasser zu verkosten gegeben. Alsbald wurde das Wunder in der Stadt bekannt, zu Jedermanns Erstaunen, so daß [242] darob die Glocken geläutet, auch Macarius als ein frommer Diener Gottes von dem Bischof, Hohen und Niedern durch das ganze Land geehrt und gepriesen worden 1.
Fußnoten
1 Vgl. die Legende von Mechtildis zu Diessen in Zimmermanns geistl. Kal. I., 138.