[153] 1119. Die Priestersäule zu Schwandorf.
Mündlich.
An dem Wege, welcher von Schwandorf zu dem naheliegenden Kreuzberge führt, erblickt man unter andern Bildsäulen auch einen schlichten Stein, auf welchem das Barett eines Priesters ruht. Zur Zeit, da die neue Lehre den alten Glauben aus vielen Herzen verdrängte, war es auch zu Schwandorf dahin gekommen, daß sich die Katholiken in der Minderzahl fanden und von den Anhängern der neuen Lehre Spott und Kränkung zu ertragen hatten. Doch war Einer unter ihnen, der achtete Alles gering, wenn es darauf ankam, seinen Glauben offen zu bekennen.
Diesem Manne wurde gerade ein Kind geboren. Weil aber im Städtlein kein katholischer Priester zu haben war, entschloß er sich, um Mitternacht einen Geistlichen aus der Nachbarschaft einzuschwärzen. Solches ging auch glücklich von Statten; der Priester kam, die heilige Handlung wurde vollzogen. Des Morgens aber erfuhr man im Städtlein, ein katholischer Priester befinde sich in dem Hause jenes Schwandorfers. Sogleich rotteten sich Haufen Volkes zusammen, zogen vor das Haus und forderten mit Ungestüm, daß der Pfaffe ausgeliefert werde. Unser Bürger war aber dem Sturme zuvorgekommen und hatte den Geistlichen durch eine Hinterthüre auf einem wenig betretenen Pfade ins Freie geleitet. Allein die Masse vernahm dieses und setzte sich alsogleich zur Verfolgung des Flüchtigen in Bewegung. Als nun der Priester den Schwarm schon von Weitem heranrücken sah, warf er sich in Todesangst auf die Knie und flehte zu Gott um Errettung aus den Händen seiner Verfolger. Da soll plötzlich bei heiterem Himmel ein dicker Nebel gefallen sein, so daß der Priester den Augen der Menge entzogen wurde. So kehrte die wilde Masse wieder nach Schwandorf zurück, der Gerettete aber ließ aus Dankbarkeit die Steinsäule errichten, welche noch heutzutage das Andenken an den Vorfall bewahrt hat.