607. Waldsassens Ursprung.
Otto chron. Waldsass. ap. Oefele I., 54.Brusch chron. mon. Germ. p. 242. Ein Gedicht, mitgeth. v. Schmeller in Verh. d. hist. V.v.O.u.R.X., 76. J. Sendtner Bavaria II. Eos. I., 157. Vat. Mag. I., 330. Zimmermann Churb. geistl. Kal. V., 292. Brenner Gesch. Waldsassens. S. 4 ff.
Es war einmal ein junger Rittersmann aus Westphalen, Gerwich von Wolmundstein, der kam auf seinen Zügen nach Vohburg und verweilte dort im Schlosse des Markgrafen Theobald. Dieser fand nun ein großes Wohlgefallen an den Tugenden des Jünglings, also daß er mit ihm Freundschaft schloß und gemeinschaftlich auf die Turniere zog, um sich in der Kunst des Waffenspiels zu zeigen. Nun geschah es von ungefähr, daß Gerwich bei einem Lanzenstechen seinen Freund also sehr verwundete, daß man des Markgrafen Leben für verloren gab. Dieser Vorfall machte dem jungen Ritter solchen Kummer, daß er sich entschloß, die Welt zu verlassen und in ein Kloster zu ziehen. Er soll anfänglich zu Sigiburg am Rhein lange Zeit als Mönch gelebt, endlich mit mehreren Brüdern sich an einen einsamen Ort zwischen Eger und Waldsassen, genannt Kelergrün, begeben haben. Eines Tages, als er gerade beschäftigt war, Bäume fällen zu lassen, um Bethütten im Walde aufzurichten, sprengte ein Ritter mit zorniger Miene des Weges daher und stellte ihn [154] zur Rede, wer ihm gestattet habe, allhier im Walde so frei mit den Bäumen zu schalten? Da schaute Gerwich den Zürnenden an, er wußte nicht, wie ihm geschah, denn sein Freund Theobald stand vor ihm. Der Markgraf hatte von Eger aus, wo er sich zu Zeiten aufhielt, eine Jagd unternommen. Wie staunte er nun, in dem Mönche seinen verlornen Freund Gerwich wiederzufinden. Beide überließen sich der Freude des Wiedersehens und Theobald schenkte Gerwich so viel Wald zur Erbauung eines Klosters, als er an einem Tage zu umreiten vermochte. Darauf wählten die Mönche das Ufer der nahen fischreichen Wondra zur Gründung des Klosters.