653. Seckendorfs Linde.
J. Fr. v. Hormayr, Taschenb. 1837 S. 167.
Bei Langenzenn (wo nachmals der Seckendorfe Erbgruft), stand eine ungeheure Linde, welche die Landleute oft zu Festmahlen und Tänzen [201] unter ihrer schattenreichen Krone versammelte. Als 950 der große Otto seine Heerfahrt gen Wälschland begann, hielt sein Banner hier an und er sah gerne den Ausbrüchen der ländlichen Fröhlichkeit zu. – Von einem Fliegenschwarm belästigt ließ er zum Abwehren einen Zweig von der Linde brechen. Ein freudiger Jüngling reichte ihm denselben und trank ihm zugleich mit lautem Spruche zu. – Bist du so keck, erwiederte der Kaiser, so magst du deine Keckheit auch in andern Dingen zeigen. Tritt her, hier hast du Schwert und Helm und Schild, sei mein kühner und treuer Knappe, so schränke ich den Lindenzweig zusammen und so setze ich ihn auf deinen Helm. Wie heißt hier Euer Ort? – Seckendorf. Wohlan denn, so sollst du Seckendorf heißen und sollst mein Diener sein. Und der Jüngling kam als ein reicher, ruhmbekrönter Ritter aus Wälschland zurück und wurde der Ahnherr eines berühmten Geschlechtes, das sich schon unter Adolf von Nassau in eilf Zweige theilte: von Emskirchen, Dürrenbuch, Au, Rhienhofen, Hörauf, Hoheneck, Jochsberg, in den Pfaffischen, Noldischen, Aberdarischen und Guttendischen Zweig, welche beiden letzteren die übrigen überlebten.