327. Die Klosterruine zu Seebach.
Von Friedrich Ernst. – Vgl. Panzer Beitrag S. 204.
Von des Lebens lauter Straße
Lag geschieden
Hier in Frieden
Eine heilige Oase.
Stille Wohnung frommer Nonnen
Stand im Schirme
Heil'ger Thürme
An des Thales klarem Bronnen.
Bei des Glöckleins hellem Klange
Sie erschienen
Gott zu dienen
Mit Gebet und mit Gesange.
Fromme Andacht sie entbrannte,
Ihre Lieder
Hallten wieder
An der Berge wald'gem Rande. –
Einst doch weinte eine Nonne
Hier oft Thränen
Und ihr Sehnen
Wußten Zelle, Mond und Sonne.
Eine Taube kam geflogen,
Trug im Munde
Todeskunde
Dessen, dem sie war gewogen.
Trennungsweh zog hin den Lieben
Zu dem Heere –
Auf der Ehre
Blut'gem Feld ist er geblieben;
Und noch dacht' er sterbend ihrer
Bitter leidend; –
Klage meidend,
Beugt sie sich dem Weltregierer.
Und ob ihres Ordens Pflege
Bald erblühte
Dem Gemüthe
Ruh' im heiligen Gehäge. –
Der Zerstörung längst zum Raube
Ward die Halle;
Und sie alle
Sind vermählet auch dem Staube.
Und der Epheu am Gemäuer
Grünet immer,
Aber nimmer
Schlägt ihr Herz im Todesschleier.
Nur in sanften Maienlüften
Wehen linde
Noch als Winde
Seufzer aus den moos'gen Grüften.
Und im Gipfel alter Bäume
Flüstert leise
Noch die Weise
Ihres Lieds und ihrer Träume.