599. Ursprung der Leuchtenberg.

MS. des C. Bruschius, mitgeth. v.Heilmayr.


Welchs sey der wahrhafftig ursprung,
Der war anfang vnd auffnemung
Deß loblichen Hauses Leuchtenberg
Davon, alls der alten Herberg
Seines alten stamens, noch heut pey tag
Den namen hatt, vnd zu han vermag.
Der frumb vnd loblich Fürst vnd Herr,
Der zu Pfreymbt wont vnd vmbherfert,
Zu herschen vnd zu gebietten hatt
Wol an der Nab, vnd lüg mit statt,
So Jemandt solchs zu wissen begert
Der soll Es hir werden gewertt.
Zur Zeyt, do Khayser Oth regiert,
Der Erst diß namens wolgezirt,
Mit hoher tugentt vnd verstandt –
Daher Er ward der groß genandt,
Ein gewaltiger Fürst Im Sachsen Landt
Am Elbstrom vnd am Mehresstrandt.
Do war In Beham ein Herzog,
Denn sye nicht König waren noch,
Derselb Herzog ward noch kein Crist,
Sechs hundert Jhar es etzunt Ist,
Do sie Erlöst vom Haydenthumb,
Sein komen zu den Cristenthumb
Durch Adelbrecht den Bischoff frum,
Der willig sye hat aufgenum.
Der selb Herzog In Behmerland
Ein tochter hatt Im Wittibstand,
[145]
Die selbig hielt sich nicht allein
Derham frumb, zuchtig, vnd rhein,
Sunder sye dienet gott mit Vleis,
Mitt achtbarkhaitt vnd steten preis;
War derhalben nicht nur von gstallt
Des leibs, als wers von gott gemalt,
Sundern der Innerlichen gstalt
Vil mehr begabt vnd manigfalt
Mit Ehrn vnd tugenden geziert,
Die meniglich an Ihr spürt.
Solch tugent hatt auch gott begnadt,
Das sie die Erst Im Beham hatt
Der Cristen glauben genumen an,
Dem warn gott solchs zu Ehrn gethan;
Hatt derhalben ganz williglich
In Cristo laßen tauffen sich,
Hatt auch aller abgotterey
Vnd Götzenwerk abgesagett frey,
Dem Einigen vnd Ewigen gott
Gedient, wie er beuolchen hatt.
Da solchs Ihr Vatter hatt Gemerkt,
Im Zoren was er fest gesterkt,
Wider sein tochter grimmigklich,
Drumb das sie Gott begeben sich
Von Ihres Vatters religion
Zur Cristen lehr vnd bekenntnis schon,
Zu Der Er gar kain Lust noch Hett;
Solchs In dermas bewegen thett,
Das er sie auch von land veriagt,
Verfolgett vnd zum Höchsten plagt.
Die Heldinn traut dem lieben gott,
Dem sie allein klagt Ihr nott,
Zog ins Elend willig vnd bhendt,
Dho sie weder Weg noch stege khendt,
Woll in den vngeheuren waldt,
Darin manch Wield thier vngestalt
Vnd noch khein mensch khein Wonung hatt.
Da ward kein Dorff, markt, kain statt
All ir Hoffnung vnd Zuversicht
Hatt sy In Ihren gott gericht,
Dem sie sich nun Ergeben Hatt
Ihme zu dienen frue vnd spatt.
Christus der Herr erhört Ihr pitt,
Wie allzeyt ist sein brauch vnd sytt
Die Jenigen nicht zu uerlan,
Die zu ihm all Ihr Hoffnung han.
Ehr sahe sie gnediglichen an,
Erweckt alsbald auch einen man,
Ein loblichen streitparn Herrn,
Der wonet da von dann nicht fern;
Ritt vleyßig vnd vhast alle tag
Hin vnd wider dem Wiltprett nach;
Derselb gleichwol zu dieser frist
Auch noch nicht gewesen ein Crist;
Doch seines thuns ein Edelman
Gar tugentreich vnd lobesan.
Vnd dho Er eben dießen tag
Ritt auch ongfer dem Wiltprett nach
Fand Ehr ein Wild nicht Vngeheuer
Das Freulein schön, der Ehren theur',
Das tugentreiche Freulin schon
Das war seines Jagens theuer lohn;
Die Kniett dort in Ihrer nott,
Klagt dieselb Ihrem lieben gott,
Beweint Ihre Jamer vnd Elendt,
Des wolt sye gott Erbarm bhend;
Vnd dho Er sach die schön gstalt,
So wol gezirt ßo manigfalt
Vnd hert das bitterlich geschrey,
Vnd wie sye sich Klaget dapey,
Erbarmt es ihm gar hertziglich,
Begundt sich auch begiriglich
Zu ir zu nahen, sprach sie an;
Begerett von dem Freulin schan
Khuntschafft mitt Ihr in Ehren zu han,
Vnd da sye solchs nicht würd' than,
Würd vnd sollt es sie gewislich reuen;
Dagegen wolt er, mit allen treuen
Ir als ein treuer man fürstan,
Sye für ein Ehegemachel Han.
Das werte Freulin tugentreich,
Antwortt mit solchen worten gleich:
Das du begerst, du Edler Herr,
Von dem sey alles Vnglück fer,
Will ich gar nicht versagen dier;
Doch zuvor ßo du auch wilt mir
Versagen nicht ein Einig bitt,
Die dich, wils Gott soll reuen nit.
[146]
Ich bin Ein Hertzogin Hochgeborn
Vnd nun ein Cristin Neugeborn;
Ich bin getaufft durch Jesum Christ,
Der vnnser gott vnd Heyland ist,
Den Bildern dien Ich nimmer mer,
Den götzen thu ich gar kein Ehr,
Den wahrhafftigen Ewigen gott
Anruff Ich in all meiner nott;
Vnd diß allein die Ursach ist,
Wie du wol in erfarung bist,
Das Ich von meinen Vatter pin
Veriagt ins Elend hin vnd hin;
So du nun auch wilt Neugeborn
Vnd nicht sein Ewiglich verlorn,
Wilt auch bekennen dießen gott,
Der helffen kann auß aller nott,
Den Ewigen Herrn aller Ding,
Der alles schuff vnd alles anfieng,
Der dreifach ist in der person,
Ainig am Wesen lobeson,
Gott Vatter, der die ganze wellt
Erschaffen hatt vnd noch Erhelt;
Gott Vatters eingebornen San,
Der für vns hatt ein opfer than,
Für vns das gantz gesetz erfült
Seins Himlischen Vatters Zoren gstilt;
Gott Heyligen geist deselben gleich,
Den tröster werd, an gaben reich,
Den Ich pitt, das er vns Regier
Vnd vnser sach mitt gnaden füer;
So du wilt (sag ich) diesen gott
Auch anbeten vnd ehren an spat,
So solstu sein mein khunigreich,
Mein freud vnd wun desselben gleich;
Vnd wil ich sein durchs leben mein
Dir trewe Fraw, vnd Freundin dein.
Alspald sie solchs Erbarlich hett
Mitt mundt vnd Hertzen aufgeredt
Sprach Ir widerumb der Edelman
Gar freundlich zu vnd gelobt Ir an,
Er wolt sie für sein Liebste han,
In treuwe sie nimmehr verlan;
Gar bald lies er sich tauffen auch
Nach aller rechten Cristen prauch;
Den ewigen gott ruffet er an
Er wolt Im treulich Beyfal than.
Ein berg war in dem wilden wald,
Auff den sie bayde giengen bald
Vnd batten da den lieben gott
Er wolt in helffen in aller nott.
Ein neu Hauß Er aufrichten thett,
Vnd weyl In gott da gnedig hett
Erleucht mit seiner milden gnad
Nent er den ort, die ganze stadt,
Den Leuchtenberg, von dieser that,
Wie es noch solchen namen hat.
Bald nam er auff Haußgesindt,
Zeugt mit dem Freulin schene Kindt,
Die wurden weyt vnd preit bekandt
Vnd Erstlich Herrn deß Lands genandt,
Biß sie an Land vnd Leuten gemert
Von Keysern vnd Khönig verehrtt
Drumb das sye Inen offt gedientt
Vnd alzeyt waren wol verdient.
Sein entlich mehr Erhaben worn,
Landtgraffen genandt vnd Hochgeborn,
Deß Remischen reichs gelider fest
Die offt beim Vatterlandt das best
Im Schimpff vnd ernst haben gethan,
Wie man In schrifften Erfaren kan,
Davon ich auch mer schreiben wil
Ein andermal Jetz sey mein zill
Diß ist deß loblichen Haus anfang
Gott bhalts pey Ehrn vnd werden lang.

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TextGrid Repository (2012). Schöppner, Alexander. Sagen. Sagenbuch der Bayerischen Lande. Zweiter Band. 599. Ursprung der Leuchtenberg. 599. Ursprung der Leuchtenberg. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-F351-7