363. Pfalzgraf Philipp Wilhelm zu Neuburg.
Erzählt von K.A. Böhaimb.
Philipp Wilhelm, Pfalzgraf zu Neuburg, hegte lebenslänglich eine große Verehrung zum heil. Michael. Die Ursache war folgende: Ein Bauer, welcher in großer Noth war, traf auf dem Felde unweit Neuburg einen Jüngling, der sich Michael nannte und ihn um die Ursache seines Kummers befragte. Der Bedrängte klagte ihm seine Noth, worauf ihn der Jüngling ermahnte, zum Pfalzgrafen in die Residenz zu gehen, um ein Almosen zu bitten, und den Hofbedienten aufzutragen, den jungen Prinzen, Philipp Wilhelm, in ein anderes Zimmer zu bringen. Die Ursache dieser Vorsorge werde die Zeit lehren, seinem Kummer aber werde [363] sodann abgeholfen werden. Der Bauer that, wie ihm gerathen, man wunderte sich bei Hofe über den Auftrag, fand aber nach näherer Besichtigung die Zimmerdecke baufällig, und beschloß dem Rathe Folge zu leisten. Die Decke ist bald darauf eingestürzt.
Derselbige Philipp Wilhelm war sehr freigebig gegen die Armen und trug immer einen Almosenbeutel bei sich. Als er einmal bei Wien auf einer Wildschweinjagd war und von einem Eber angefallen wurde, geschah es, daß der Zahn des Wildschweins gerade den Almosenbeutel traf und der Herzog dadurch schadlos blieb.