661. Der Ritter von Thalberg bei Bieberehren.
Mündlich.
Der Thalberger war ein wilder Mann, der nicht nachzugeben verstand, wenn er sich Etwas in den Kopf gesetzt hatte. Eines Tages fuhr er mit seinem Knechte und seiner Tochter Margareth vom Besuche eines Nachbarn nach seiner Burg, Bieberehren zu. Unterwegs erhub sich ein furchtbares Donnerwetter, bald stürzte der Regen in Strömen vom Himmel herab und schwellte das Gollachflüßchen in ganz kurzer Zeit zu einem reißenden Strome an. Dahinüber mußte der Ritter, wenn er heute noch Bieberehren erreichen wollte. Scheu standen die Rosse an dem Ufer des angeschwollenen Flusses, auch dem alten Knechte war nicht wohl zu Muthe. Wie das der Ritter sah und die Bedenklichkeit seines Dieners, brannte sein Zorn auf in helle Flammen und alsogleich gebot er dem Knechte, durch den Fluß zu fahren. »Nun denn in Gottesnamen!« stammelte der Alte und ergriff zitternd die Zügel der Rosse, dem Willen seines Gebieters Folge zu leisten. Da ergrimmte der Ritter ob solcher Zaghaftigkeit: [210] »Nein in Teufelsnamen!« rief er, entriß dem Knechte die Zügel und trieb die bäumenden Rosse in den Strom; aber kaum war ihm der gottlose Fluch entfahren, als die Wogen über dem Wagen zusammenschlugen und den Ritter sammt seiner Tochter und dem Knechte verschlangen. – Von dieser Geschichte gibt Zeugniß bis auf den heutigen Tag ein altes Steinbild auf dem Wege von Röttingen nach Bieberehren an der Stelle einer Furth durch das Gollachflüßchen. Oben sieht man den Gekreuzigten, unten die Worte:
Anno d i. m.c.c.c.c. XXXII uf samstag nach arnolf Ist der fest und gestreng bernhard
talberg riter und mit einē treuen Knecht genannt Wilhelm und gebnen Jungfrauē genannt Margreth u waren hie in Wassers noth verschiedē den got gnat.