540. Maria von der Uessel.
Gumppenberg's Marian. Atlas, teutsch vonWartenberg III., 139 u. IV., 165Zimmermann geistl. Kal. IV., 40.
In der Karmelitenkirche zu Straubing befindet sich ein Gnadenbild der schmerzhaften Muttergottes, von dessen Herkommen Folgendes erzählt wird.
Anno 1442 als am Festtage des heiligen Marcus ist von der Klerisei und Bürgerschaft aus der Reichsstadt Heilbronn zu der nahe gelegenen alten Pfarrkirche gen Pöcking hinaus die gewöhnliche Prozession gehalten worden. Nicht weit vorm Stadtthor in einer Feldmauer am Wege stund ein geschnitztes Bild der schmerzhaften Muttergottes, welches von Nesseln stark überwachsen und darum von Niemanden in Acht genommen war. Als nun die Klerisei sammt der Bruderschaft bei diesem Bild vorüber kam, war kein einziger Mensch daselbst anzutreffen. Da aber die Prozession wiederum in Ordnung nach Haus ging, wurde man viel Volk in der Ferne gewahr, welches dann die Bürgerschaft in Furcht setzte, weil man glaubte, es müsse die Stadt von einem Feinde überfallen worden sein. Schickten also dahin, um zu sehen, was dieser unverhoffte Zufall bedeute; also vernehmen sie, daß dieses Volk, mehr als 500 Menschen an der Zahl, von wunderbarer Andacht getrieben, ohne eines von dem [87] andern etwas zu wissen, aus den umliegenden Dörfern mit Geschenken und Opfer bei dem marianischen Bild zusammen kommen sei; worauf besagtes Bild zuerst in die Karmelitenkirche zu Heilbronn, später aber, im Jahre 1661, auf Befehl des Karmelitenprovinzials in die Stadt Straubing in Bayern übersetzet worden.