84. Die Braut von Fürstenstein.
Von Adalbert Müller. – Fürstenstein, Schloß im Bayerwalde, Ldg. Passau.
»Wohin, wie die Windsbraut, mein edler Herr!
Wohin im Hochzeitgewand?
Es blutet der Sporn, es schäumt die Mähr', –
Es glüht unter'm Hufe der Sand.«
So sprach zum Junker von Falkenau
Ein Frauenbild wohlgethan;
Die Fremde saß früh im Morgengrau
Am Hochgerichte und spann.
»Ich reit fürbaß gen Fürstenstein,
Zum Schlosse, wohl stattlich erbaut;
Die Fahrt ist eilig, es wartet mein
Mit Sehnsucht die herzliebe Braut.«
»Ach, guter Ritter! Jetzt ist nicht Einst –
Aus Rosen weht Leichenduft;
Die du in's Brautbett zu führen meinst,
Sie schlummert in modriger Gruft.«
»Ha Natter! den Stich bezahlst du zur Stund;
Nicht straflos sagst du mir Spott;
Erst gestern küßt' ich Süßliebchens Mund,
So warm und so purpurroth.«
Er rief's und zuckte das scharfe Schwert,
Und hieb mit Zornesgewalt –
Doch spurlos, wie duftigen Nebel, durchfährt
Das Erz die Frauengestalt.
[83]Da bäumt sich der Rappe von Geisternäh'
Und stürzt mit dem Reiter thalab;
Dem Armen wird es um's Herz so weh:
»Ach Liebchen! so lägst du im Grab?«
Es flattert im Winde sein blondes Haar,
Sein Busen athmet mit Noth;
Er klagt und seufzet wohl immerdar:
»O weh mir! ist Liebchen todt?«
Und als die Sonne zu Rüste ging,
Beschien sie des Fürstensteins Thurm;
Vom Giebel ein schwarzes Fähnlein hing,
Drin sauste gar traurig der Sturm.
Die Sterbeglocke klang dumpf an's Ohr,
Sie klang sonder Unterlaß –
Drauf sprengte ein Rappe herein zum Thor –
Im Sattel kein Ritter saß.