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Früher war es durch die ganze Oberpfalz frommer Brauch, daß am Samstage früh der Pfarrherr nach der heiligen Messe mit dem Cantor unter Absingung desLibera und der Gebete für die Verstorbenen den Kirchhof umging, und mit Weihwasser die Gräber[281] segnete. Vor der Todenkapelle nahm auch das Volk Antheil, indem es mit dem Priester einige Vaterunser für die Abgeschiedenen betete.
Jetzt sind die Kirchhöfe entfernt, und ist der Freidhof ausser den Ortschaften angelegt, weshalb dieser Gebrauch innerhalb der Kirche seine Uebung findet, und zwar an Sonntagen Nachmittags oder Abends nach dem Rosenkranz.
Aber noch jetzt sieht man zeitweise an Samstagen Morgens die Geister des Priesters und des Kirchendieners an den Kirchhofmauern dahinschweben und die Gräber mit Weihwasser besprengen. Velburg.
Zu Spalt sieht man zu heiligen Zeiten an den Mauern des alten Kirchhofes einen Priester in schwarzer Kleidung, mit dem Weihwedel, einen Ministranten mit dem Kreuze voraus, zwey Chorknaben hinter sich, zuletzt den Meßner mit dem Weihkessel, Alle in priesterlichen Chorröcken, mit größter Eile die Runde machen und Weihwasser ausspenden, und ist die Runde beendet, so geht der Priester in den Pfarrhof, der Meßner in das Meßnerhaus, die Ministranten verschwinden.
In der Hofkirche zu Neumarkt sieht man ebenso an heiligen Zeiten den Priester mit dem Meßner herumgehen und Weihwasser spenden auf die Gräber an den Mauern, und die Engel vom Himmel singen dazu und spielen die Orgel auf dem Chore.