1.
In Rötz lag eine Kindbetterin allein im Hause, da alles ausgegangen war. Plötzlich um die Zeit des Gebetläutens that sich die Thüre auf und ein Mann trat herein, gerade auf sie zu und nahm das Kind; die Mutter dachte, es wäre ihr Bauer; doch wollte sie ihm das Kind nicht lassen, in der Meynung, er könnte zu lange im Wirthshause verweilt haben und nicht recht nüchtern seyn. Sie zog also das Kissen an sich zurück, fand es aber ohne Kind. Nun sah sie den Mann genauer an, es war nicht ihr Mann. So fing sie zu rufen an, nahm Weihwasser, wie solches immer an der Bettlade hängt, und sprang heraus. Da lag das Kind neben dem Bette, ganz nackt und ruhig auf dem Gesichtchen. Die Mutter aber erkrankte vor Schrecken [194] und starb nach wenigen Tagen, während das Kind noch lebt.