5.
Wieder zu Mehring ging es bey einem Bauer schon mehrere Jahre um. Man sah nichts, hörte aber öfter den Geist in einem Kämmerchen. Wenn er ging, zog er den Fuß nach sich, als wäre er lahm. Das Kämmerchen erhielt davon den Namen »Regierstübchen.«
Nun hatten sie einmal einen Weber auf der Stehr, welcher wünschte, in dem verrufenen Zimmerchen zu übernachten, was man ihm, wenn gleich ungern, zugab. Kaum hatte er sich zu Bette gelegt, so vernahm er Schritte in dem Zimmer, und es währte nicht lange, so fühlte er, daß sich etwas seinem Bette näherte und [298] quer über das Bett auf ihn wie eine Zentnerlast hinlegte. Er sprang auf, machte Lärm, und verließ das Haus.
Ein andermal gingen Alle in die Kirche und nur die Kinder blieben zurück, um zu gaimen. Diese hörten auf einmal gehen, obwohl Alles im Hause versperrt war. Da sie wußten, daß nur sie, sonst Niemand, zu Hause geblieben waren, so fürchteten sie sich und liefen in den Hof hinaus. Hier bemerkten sie, wie ein alter Mann mit weissem Bart und weisser Haube auf dem Kopfe zum Fenster heraussah.
Desselben Jahres hatten sie sehr viel Obst, so daß sie nicht wußten, wo es aufbewahren. Die Bäuerin meynte, man könne es gar wohl ins Regierstübchen thun, und wie sie gerade vor der Thüre stand, fügte sie noch bey: »Dann kann die Regier recht Birnen essen.« Da rief es ihr zu: »Ja, sie ißt schon, laß es nur dir auch schmecken.«
Auch hörte man oft Jammern und Wehklagen in dem Kämmerchen.
Das nächste Jahr waren im ganzen Ort die Brunnen eingetrocknet. Nur dieser Bauer hatte viel Wasser, und in dem Keller stand es so hoch, daß sie ausgraben mußten und einen Kanal ziehen. Wie sie nun so beschäftiget waren, die Grundmauern durchzugraben, kamen sie auf ein menschliches Gerippe. Sie sammelten es und riefen den Pfarrer, welcher das Gebein aussegnete und in geweihter Erde begrub.
Von dem Augenblicke an hatte der Geist Ruhe.