1.
Ueber sie ist die Anschauung des Volkes überall dieselbe. Sie sind Doppelwesen, halb Weib, halb Fisch oder Schlange, singen wunderschön auf dem Wasser und locken damit die Menschen an, um sie in die Fluth hinunter zu ziehen.
Nähert sich ihnen ein Mann, wird er zerrissen. Waldmünchen.
In der Naab, bey Neustadt, sieht man das Meerfräulein im Frühjahre und Sommer, wenn die Sonne schön untergeht, als schönes Weib mit langen Haaren aufrecht schwimmen, den Fischtheil unter dem Wasser verborgen. Da hört man sie auch schon von weitem schön singen: wer sich ihr nähert, den zieht sie hinunter.
Wenn das Meerfräulein singt, kommt starkes Wetter, daher sie der Schiffmann fürchtet: ihre Speise sind die grünen Fische. Bleystein.